Barbara Geiger alias Fräulein Brehm

König der Tiere: Der Regenwurm

Barbara Geiger alias Fräulein Brehm. Foto: Ines Wagner

Naturwissenschaftliches Theater für Jung und Alt in Holzkirchen

Lumbricus terrestris: Wenn Barbara Geiger alias Fräulein Brehm den Regenwurm vorstellt, klingt es wie eine Zauberformel, Luuuuuumbricus terrrreestris, und natürlich fragt man sich verwundert: König der Tiere? Der Regenwurm? Nicht der Löwe?

Nein, der Regenwurm! Und Punkt. Ohne Regenwurm kein Leben! Weil ohne Regenwurm keine fruchtbare Erde, die uns ernährt. Unterschätzt ist der Regenwurm, wie lange auch die Bienen, denen Barbara Geiger alias Fräulein Brehm ein anderes Stück gewidmet hat. Aber am Sonntag ging es im Foolstheater im Kultur im Oberbräu Holzkirchen um den Regenwurm und Jung und Alt sperrten die Lauscher auf und staunten. Denn was gab es da nicht alles zu lernen! „Regenwürmer haben ein, wenn auch bescheidenes, Hirn“, erfährt man. Und auch, dass sie keineswegs herzlos sind, sondern statt dessen fünf Herzen haben.

Fräulein Brehm: "Regenwurmkacke ist feinster Humus"
Regenwurmkacke ist feinster Humus. Foto: KN

„Uriniert wird bei den Regenwürmern durch die elegant benannten Nephridien“, wie anschaulich und beeindruckend als Projektion an der Wand zu sehen ist. Auch die Fortpflanzung der Regenwürmer erfolgt bei Fräulein Brehm höchst poetisch, humorvoll und wortreich, ebenso wie die Erleichterung des Darms. Und was da hinten heraus kommt – lässt sie im Glas herum gehen. Denn: Regenwurmkacke ist feinster Humus. Und genau da ist sie dann auch beim Kern der Sache angelangt. „Mikroben schlummern im Boden wie Dornröschen, bis Prinz Regenwurm sie wach küsst“ – in der Art vermittelt sie den Kindern und Erwachsenen wortbildlich den Vorgang, wie Regenwürmer die reichhaltige Humuserde „herstellen“.

Also, was da im Glase herum geht, woran wir riechen, den Finger anfeuchten, hinein stecken und probieren dürfen, das ist: Humuserde. Also Regenwurmkacke! Und warum die so enorm wichtig ist, erklärt sie den Kindern und Erwachsenen gleich mit. Denn ein lebendiger, gesunder Boden ist die Grundlage aller Landökosysteme.

Einziges Theater für gefährdete Tierarten weltweit

Zunächst war Barbara Geiger entflammt für Alfred Brehms Tierleben. Das wollte sie ins 21. Jahrhundert transportieren. Aber wie? Da hat sie kurzerhand „Fräulein Brehms Tierleben“ erschaffen und damit das einzige Theater, das Stücke über gefährdete Tierarten spielt. Dazu hat sie die Erkenntnisse moderner Feldbiologie gemixt mit ihren theatralischen Fähigkeiten und der Lust am gesprochenen Wort. So einfach wie sich das anhört, geht es natürlich nicht, denn sie schreibt alle Stücke selbst. Dazu forscht und recherchiert sie etwa ein Jahr lang für jedes Tier und löchert mit ihrem Wissensdurst die Feldbiologen, die sie gern teilhaben lassen an ihren oftmals spektakulären Forschungsergebnissen. Gewissermaßen ist sie inzwischen das Sprachrohr der Wissenschaftler auf den Bühne.

Fräulein Brehm - Der Lebensraum des König der Tiere: Das „Edaphon“
Der Lebensraum des König der Tiere: Das „Edaphon“. Foto: KN

Denn Fräulein Brehm steht nicht nur zur Unterhaltung auf der Theaterbühne, sondern um etwas zu verändern! 2015 reiste sie beispielsweise nach Nordindien, um an der Earth University von Vandana Shiva die Anbaumethoden indischer Reisbauern zu studieren. Und trat als Fräulein Brehm auf dem Boomi Umweltfestival in Delhi auf, wo sie auch mit den Bauern sprach – natürlich über den Regenwurm.

Das Fräulein Brehm Ensemble.
Das Fräulein Brehm Ensemble. Foto: Karsten Bartel

Inzwischen schafft sie es längst nicht mehr, mit all den Stücken überall selbst Sprachrohr der bedrohten Tierarten zu sein. Sie hat sich Verstärkung geholt, insgesamt sind es bereits zehn „Fräulein Brehm“, ein richtiges Ensemble. Ihr zur Seite steht beispielsweise Schauspielerin Lydia Starkulla, die im Foolstheater im Kultur im Oberbräu als Fräulein Brehm ihr Publikum beeindruckt.

Barbara Geiger tourt indes als Nächstes mit der „Rauchschwalbe“ durch Namibia. Die Einheimischen sind neugierig, wo „ihre“ Schwalben hinfliegen, wenn dort der Winter kommt. Auch in Sachen Lumbricus terrestris engagiert sie sich weiterhin und wirbt für das „Regenwurm Manifest“ des WWF, denn in den meisten heutigen Landbausystemen ist
„zu wenig der Wurm drin“.

Wer mehr über den Regenwurm erfahren möchte und sich engagieren für lebendige Böden und einen funktionierenden Wasserhaushalt, der findet hier das „Regenwurm Manifest“ des WWF.

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