Marco Polos Abenteuer: spannend und unterhaltsam

Irene Rovan als Koch Franticek und Peter Papakostidis als Marco Polo. Foto: Monika Ziegler

Kindertheater in Miesbach

Mit einer gelungenen Mischung aus Schauspiel, Schattenspiel, Wissensvermittlung und Witz begeisterte das Kindertheater im Fraunhofer Kinder und Erwachsene im Waitzinger Keller. Und sie erfuhren woher die Spaghetti wirklich kommen.

Ob das nun alles wirklich so war, darüber streitet die Wissenschaft seit langem. Hat der venezianische Kaufmannssohn wirklich die 24 Jahre lange Reise nach Asien angetreten? War er wirklich wichtiger Vertrauter am Hofe des mächtigen Kublai Khan? Und reiste er tatsächlich mit 14 Schiffen zurück nach Venedig?

Völlig egal, das Theater Continental vom Kindertheater Frauenhofer unter der Regie von Reinhard Pabst machte aus den Aufzeichnungen von Rustichello da Pisa eine unterhaltsame Geschichte, in der der Koch des Abenteurers die wichtigste Rolle spielt. Aus dem großen Wäschekorb (Bühnenbild und Kostüme Bianca Pagano) streckt sich zunächst ein Bein, dann das andere, die Arme folgen und dann taucht der ganze Kerl auf.

Marco Polo

„Nach Osten“ zeigt Franticek (Irene Rovan). Foto: Monika Ziegler

Irene Rovan erzählt, dass es heute losgeht, ganz weit nach Osten, und er, Franticek, ist als Schiffskoch dabei. Der Chef indes, Marco Polo, von Peter Papakostides gesprochen, erscheint nur als Schatten im Zelt. Und erteilt von dort aus seine Anweisungen. Und er erzählt auch die wichtigsten Details der Unternehmung. Ebenfalls als Schatten oder als Malerei tauchen die Begleitumstände der beschwerlichen Reise auf.

Malerei und Scherenschnitte

Martin Pflanzer malt, wie er später den Kindern erklärt, unsichtbar für die Zuschauer auf nassen Tüchern vor Ort. Da kommt die Sonne, da kommt das Meer als blaue Wellen, die Wüste in orange, ein Fluss. Dazu zaubert er als Scherenschnitte Marco Polo auf dem Pferd, den armen Koch als Wanderer, die jeweiligen Tiere, denen die Reisenden begegnen, Bäume, Pflanzen und am Ende auch die großartigen Paläste des Kublai Khan.

Dazwischen spielt Franticek die einzelnen Szenen und erheitert die Kinder mit seinem Witz. Zunächst aber ist es keineswegs witzig, denn die Schiffsreise ist bald zu Ende und Franticek muss laufen. 30 000 Schritte durch Persien und als man endlich am Meer ist, hat doch dieser Hasenfuß Marco Polo Angst auf eins der unsicheren Schiffe zu steigen, wo die Bohlen nur mit Stricken zusammengebunden sind. Franticek hat eine Menge zu schimpfen.

Marco Polos Abenteuer

In China kann man mit Papier bezahlen entdeckt Franticek (Irene Rovan). Foto: Monika Ziegler

Und so muss der Koch wieder sein Kochgeschirr schultern und laufen. Allerdings gibt’s kaum was zu kochen und Marco Polo muss immer wieder mit Brot vorlieb nehmen. Dann aber entdeckt Franticek auf seiner Reise sehr spannende Dinge, da kann man Yakroulade kochen und auf einem Basar findet er die abenteuerlichsten Gewürze. Da lacht sein Kochherz.

Was sind die harten langen Stäbe?

Den Höhepunkt erreicht die Geschichte im fernen China. Da nämlich entdeckt Franticek, dass die Menschen mit Papier bezahlen und freut sich diebisch: “Da bin ich reich“ und entrollt zur Freude der Kinder eine Rolle Klopapier. Und noch etwas entdeckt er: Dünne lange harte Stäbe. Aber die kann man nicht essen, hart und ungenießbar.

Marco Polos Abenteuer

Franticek und Marco Polo genießen Spaghetti. Foto: Monika Ziegler

Ein Bub aus der 1. Reihe ruft: „Die musst du kochen, in Wasser und dann kannst du Tomatensoße dazu machen.“ Spaghetti taufen Zuschauer und Franticek gemeinsam diese merkwürdigen Stangerln. Immer wieder bezieht Irene Rovan die Kinder mit ein, lässt an Gewürzen riechen, fragt, was man aus Früchten alles machen kann und lässt das chinesische Papier, womit man Waren bezahlen kann, anfassen.

Kinder finden es toll

Besonders freuen sie sich aber, als sie am Ende selber in das Zelt kriechen dürfen und Martin Pflanzer ihnen die Technik erklärt. Toll, heißt es hinterher, uns hat alles gefallen. Sehr schön sei auch die Musik (Claudia Kaiser und Martin Lickleder) gewesen, meint der 12-Jährige, während der 7-Jährige von der Klopapierszene schwärmt und der 9-Jährige die Geschichte mit den Spaghetti besonders lustig fand. Alle drei betrachten noch lange das Bild von der legendären Reise Marco Polos, die laut Bericht 1295 wieder zurück nach Venedig führte. So sollte Kindertheater sein: Unterhaltsam, witzig und neugierig machend.

Marco Polos Abenteuer

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