Stefan Scheider zu Gast auf der „blauen Couch“

Wohnzimmeratmosphäre im Gewölbe des Waitzinger Kellers Miesbach. Foto: Petra Kurbjuhn

Gesprächsrunde in Miesbach

Fernsehmoderator und „Anchorman“ der Rundschau Stefan Scheider stellte sich am Donnerstag im Waitzinger Keller den Fragen von Monika Ziegler, Gründerin und „Frontfrau“ der Kulturvision. Sympathisch plaudernd erzählte der Gmunder von seiner journalistischen Arbeit, vielerlei Aktivitäten und gab Einblick in zukünftige Pläne.

Mit dem Gesangsduo Bud’n’Cellar, hinter dem sich Scheiders Schwester Veronika Budweiser und Sabine Kellermann verbergen, war auch der richtige musikalische Rahmen gefunden. Familientreffen also. Songs wie „Calypso“, „Just like a star“ oder „Telescope“ waren perfekt auf Scheider zugeschnitten. Einfühlsam präsentiert und mit sanfter Gitarrenbegleitung ins Szene gesetzt, passten sie genau zum Konzept der blauen Couch: angenehme, intime Atmosphäre bei einem Gespräch unter Freunden.

Stefan Scheider
Bud’n’Cellar: Sabine Kellermann und Veronika Budweiser, geb. Scheider (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn

Leidenschaft für Journalismus

Nach dem Abitur 1982 im Gymnasium Unterhaching (heute bekannt als „Fack Ju Göhte“ Gymnasium) konnte er schnell in seinem Traumberuf Journalist Fuß fassen. Seit 1990 ist der 55-Jährige nun beim Bayerischen Rundfunk und stand seither ca. 200mal im Jahr vor der Kamera. „Was braucht es noch außer einer klaren Stimme und einem markanten Gesicht?“ fragte Monika Ziegler. Neben Routine, kontrolliertem Lampenfieber könnten auch Eitelkeit und Exhibitionismus nicht schaden, meinte Stefan Scheider. „Man darf sich nicht gehen lassen und muss sich darstellen. Das muss man auch lernen.“ Und so gab der an diesem Abend von Fieber Geplagte auch gleich einige Diättipps, wie 5 und 2. „Unter der Woche asketisch leben, am Wochenende auch mal über die Stränge schlagen.“ So habe er in einem Jahr 27 Kilo abgenommen.

Stefan scheider
Charmant und tiefgründig beantwortete BR-Moderator Stefan Scheider die Fragen von Monika Ziegler von KulturVision e.V.. Foto: Petra Kurbjuhn

Aber zurück zu seiner journalistischen Arbeit. Rundschau, bis vor kurzem auch Mittagsmagazin, verschiedene Brennpunkte und tägliche Recherche- und Redaktionsarbeit bestimmen seinen Tag. „Vier Stunden Vorbereitung für eine halbe Stunde Sendung“, die dann aber auch manchmal ganz anders verlaufen kann. So geschehen beim Anschlag im Olympia Einkaufszentrum. „Da waren wir alle völlig überrascht. Man ist auf Sendung und muss ständig weiter reden“, erzählt Scheider. „Nackt vor der Kamera“ fühle man sich. Als Nachrichtenmoderator versuche er beide Schulen zu vereinen, Distanz und Gefühle zu zeigen. Das kann in der heutigen Zeit von Fake News und Social Media auch durchaus zu Hassmails und anderen unangenehmen Begleiterscheinungen führen.

Leidenschaft für Kunst und Kultur

Daneben macht er aber auch viele andere Dinge. Er arbeitet als Filmemacher, Gestalter, Fotograf, Künstler, Schriftsteller. Sein Film über Caspar David Friedrich, den er für eine Hamburger Ausstellung am Tegernsee drehte, war nicht nur ein schönes Porträt des Künstlers, sondern beinhaltete auch erfolgreiche Gesellschaftskritik. Für seine Arbeit über Wassily Kandinsky besuchte Scheider zu Recherchezwecken auch das Guggenheim Museum in New York und befasste sich intensiv mit dem Thema: Was ist abstrakte Kunst? Beide Filme sind zwar inzwischen vergriffen, aber noch über YouTube verfügbar. Scheider gestaltet Webseiten, Logos, Anzeigen…. und ist auch als Fotograf unterwegs.

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Stefan Scheider: nicht nur TV-Mann, auch Kunstfilmer, Fotograf, Coach, Gestalter. Foto: Petra Kurbjuhn

Mit Max Mannheimer, Überlebender des Holocaust, war er befreundet. „Ich mag Ihre Krawatten“, sagt dieser, als man sich bei einer Veranstaltung im Münchner Prinzregententheater kennenlernte. Mannheimer habe ihm Kunstunterricht gegeben. Gemeinsam sei ein Bild entstanden, während man über Auschwitz gesprochen habe, so Scheider.

Nun also auch Schriftsteller. Mit Elisabeth Leutheusser von Quistorp, der Hausdame von drei Kanzlern (Erhard, Kiesinger und Brandt), die durch ihre Tätigkeit persönlichen Einblick in die Machtzentrale der Bonner Republik hatte, wird er ein Buch schreiben.

Leidenschaft für Neues

Der „Mensch“ Stefan Scheider begleitete seine Ehefrau Sonja bei ihrem größten Erfolg, der Oscar Preisverleihung für ihre Mitarbeit am Film „Citizenfour“ über den Whistleblower Edward Snowden vom heimischen Sofa aus. Allerdings bekam er nicht alles mit – wie er gestand. Dafür aber sprechen die beiden viel über ihre Arbeit beim BR.

Coaching, das ist eine weitere Leidenschaft des Stefan Scheider. Hier hilft er Menschen, die neu in einen Job kommen oder lernen müssen vor anderen zu sprechen, Ängste abzubauen und das Lampenfieber in Griff zu bekommen. Diese Art des Unterrichtens könnte er sich für die Zukunft gut vorstellen neben seiner Redaktionsarbeit. Eine Art Spurwechsel könnte sich anbahnen für das Leben ab 50 im Sinne von Haltungsänderung, beim täglichen Einkauf in Gmund und durch die Erkenntnis, wie wichtig Kunst für das Leben ist. Internetauftritt und Facebook mit Cindy und Bert, den beiden Katzen. Da ist alles zu sehen und wer ihm schreibt, bekommt auch Antwort.

Seine Leidenschaft für Neues bewies der Fernsehjournalist bereits 2013, als er mit großem Engagement die Spurwechsel-Initiative des Vereins Kulturvision unterstützte und förderte. Die professionelle Moderation der Spurwechseltage trug zu einer regelrechten Bewegung bei.

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Stefan Scheider zeigte zur Freude des Publikums auch seine humorvolle Seite. Foto: Petra Kurbjuhn

Nach eineinhalb Stunden wusste das zahlreich im Waitzinger Keller erschienene Publikum mehr über die Persönlichkeit des sympathischen Plauderers und geschliffenen Erzählers. Und die Besucher im Gewölbe des Waitzinger Kellers konnten zudem in der sicheren Gewissheit hinausgehen, ihren Stefan Scheider bald wieder im heimischen Wohnzimmer begrüßen zu dürfen und ihn jetzt ein bisschen besser zu kennen als andere.

Hier finden Sie Beiträge über die beiden Spurwechseltage, die Stefan Scheider moderierte:

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