Erde

Mit Mut in die Zukunft

Biobäuerin und Notfallseelsorgerin Lena Mehringer. Foto: Petra Kurbjuhn

Fastenpredigt in Holzkirchen

In der dritten Fastenpredigt der Reihe „Sind wir noch zu retten?“ von „anders wachsen“, machte Lena Mehringer Mut, selbst aktiv zu werden, um unsere Erde zu schützen und diese wieder mehr wertzuschätzen. Nicht unbedingt mit großen Gesten, sondern eher mit kleinen Taten und nicht nur für uns selber, sondern auch für unsere Mitmenschen.

„Meine Hände sind nicht dreckig sondern erdig“, das erwiderte die kleine Tochter des Pastoralreferenten Harald Petersen, als dieser sie aufforderte, nach dem Spielen draußen die Hände zu waschen. Sie habe das aus ihrer Lieblingsfernsehsendung, erklärt er in seiner Eröffnung der Fastenpredigt vergangenen Sonntag in der sehr gut besuchten Kapelle zur Heiligen Familie, doch deswegen sei es nicht weniger wahr. Und außerdem eine sehr schöne Anekdote, passend zum dritten Element, der Erde, das nun nach dem Feuer und der Luft behandelt werden sollte.

Erde
Pastoralreferent Harald Petersen. Foto: Petra Kurbjuhn

„Notfallseelsorge Mehringer, grüß Gott, ich habe von einem Notfall gehört“, beginnt die Biobäuerin und Notfallseelsorgerin Lena Mehringer die Fastenpredigt. Der Notfall, um den es sich hier handele, sei die aktuelle Umweltkatastrophe, der Klimawandel, mit Dürren, Überschwemmungen und Orkanen. Ganz anders als bei den Notfällen, mit denen sie sich sonst im kirchlichen Kontext auseinandersetzt, sei bei diesem aber noch etwas zu retten, wenn wir alle nur mithelfen. Denn obwohl sie der Meinung ist, dass es an der Politik läge, die richtigen Rahmenbedingungen für eine nachhaltigere Welt zu schaffen, so sei es doch auch an jedem einzelnen, die eigenen Gewohnheiten zu verändern. „Viele kleine Taten an jedem Ort der Welt verändern die Erde.“

Von der Erde abhängig

Als Beispiel nennt sie das große Angebot an Bioprodukten, welches es mittlerweile in jedem Supermarkt zu finden gibt und das vor allem durch die steigende Nachfrage danach zustande kam. Sie selbst bewirtschaftet gemeinsam mit ihrer Großfamilie einen kleinen Nebenerwerbsbetrieb in Kreuth, in dem sie versuchen möglichst wenige Tiere auf möglichst viel Fläche zu halten. Mit nur acht Kühen ist ihr Hof der kleinste, der die Naturkäserei Tegernseer Land beliefert und diese dürfen von Mai bis Oktober auf die Weide, gedüngt wird ohne Kunstdünger und Chemie. Das ist es, was Erdverbundenheit für Lena Mehringer bedeutet, den Schutz von Boden, Pflanzen und Grundwasser, sowie die Erhaltung der Artenvielfalt. Schließlich sind wir alle von der Erde abhängig, das Getreide für unser Brot wächst auf ihr genauso wie die Baumwolle, aus der unsere Klamotten hergestellt wurden.


Die Referentin wartet mit praktischen Beispielen auf. Foto: Petra Kurbjuhn

Und um diese Art der achtsamen Landwirtschaft zu unterstützen, können und sollten wir alle möglichst bio, regional und saisonal einkaufen. Im besten Fall dann auch noch plastikfrei und in Großpackungen, wobei das alles natürlich unter dem Vorbehalt ist, dass es für einen persönlich finanziell umzusetzen ist. Aber wenn dem so ist, könne es richtig Spaß machen, sich mit Alternativen auseinanderzusetzen und zu merken, dass man einen Unterschied machen kann. „Nehmen Sie Ihre Macht als Kunde war, indem Sie unsere Erde schützen!“


Magdalena Kandlinger. Foto: Petra Kurbjuhn

Nach diesem Appell spielt die junge Musikerin Magdalena Kandlinger ein ruhiges und hoffnungsvolles Lied an der Harfe und wird auch später noch zwei Mal die Predigt musikalisch unterstützen. Dann bittet Lena Mehringer das Publikum, die Augen zu schließen und an Erde zu denken. Sie zeigt eine Handvoll davon herum und erklärt, dass es ganze 100 Jahre brauche, um 1 cm Erde neu entstehen zu lassen und dass so eine Handvoll Erde mehr Mikroorganismen enthalte als es Menschen auf der Welt gibt. Durchaus ein Grund für mehr Ehrfurcht, die wir diesem Boden entgegenbringen sollten, auf dem wir uns jeden Tag bewegen.

Erde als Leihgabe

Lena Mehringer selbst sieht die Erde nicht als ihr Eigentum, sondern als Leihgabe an und es sei wichtig, sich einen wahrnehmenden, sehenden Blick für ihre Zerbrechlichkeit zu bewahren. Denn was man nicht sieht, kann man nicht schützen. Und während sie zu bedenken gibt, dass auch in der Bibel darüber geschrieben wird, wie wichtig es ist, sich für die Erde einzusetzen, erklärt sie, dass dies gar nicht unbedingt etwas typisch Katholisches sei. In vielen Kulturen und Religionen sei der Schutz unseres Lebensraumes und die Demut der Erde gegenüber ein zentrales Element. Dazu zitiert sie eine Weisheit indigener Stämme: „Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt – sondern von unseren Kindern geliehen.“


Erde. Foto: Petra Kurbjuhn

Diese Generationengerechtigkeit liegt Lena Mehringer als Mutter besonders am Herzen, denn schließlich könne es nicht sein, dass am Ende alles an den Kindern hängen bleibt. Deshalb fordert sie ein Zusammenarbeiten von Politik, Industrie und der Zivilgesellschaft, um gemeinsam die Erde zu retten und sich nicht nur auf einen moralischen Zeigefinger und Freiwilligkeit zu verlassen.

Achten Sie darauf, glücklich zu sein!

Die Frage: „Sind wir noch zu retten?“ beantwortete sie mit einem Ja, nämlich mit Erdverbundenheit und Achtsamkeit gegenüber der Schöpfung. Doch dafür braucht es uns alle, am besten mit Begeisterung, damit wir auch dabei bleiben. „Ich bin einfach glücklich, wenn ich nicht tausend Plastiktüten dabei habe“, meint Lena Mehringer. Dieses Gefühl, etwas mit Sinn zu tun, das dann auch noch die Erde schützt, das ermutige sie und auch alle anderen wolle sie damit ermutigen, nach Alternativen zu suchen, in kleinen Schritten anzufangen und sich mit Gleichgesinnten zusammen zu tun. Außerdem hat sie noch einen wichtigen Apell: „Achten sie darauf, dass Sie selbst glücklich sind, denn dann brauchen Sie auch nicht mehr so viel Materielles!“


Blick in die Kapelle. Foto: Petra Kurbjuhn

In der darauf folgenden Diskussion konnten Fragen zum Bioanbau in Kreuth gestellt werden, genauso wie zu einem nachhaltigeren Lebensstil und der ein oder andere teilte, was ihn selbst glücklich macht. Für Harald Petersen ist das, Kasspatzn in der Tegernseer Naturkäserei draußen in der Sonne zu genießen. Wer weiß, vielleicht ja mit der Milch von Lena Mehringers Kühen.

Das 4. Element Wasser ist Gegenstand der letzten Fastenpredigt am morgigen Sonntag, 26.4. um 17.30 Uhr in der Kapelle zur Heiligen Familie St. Josef in Holzkirchen. Referent Professor Peter Wilderer ist einer der führenden Experten Deutschlands auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft. Die Moderation übernimmt der evangelische Pfarrer Matthias Striebeck.

Zum Weiterlesen: Glaubt an eure Utopien

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