Themenabend "Menschenrechte"

Neue Zähne für die AI-Gruppe im Landkreis Miesbach

Titelbild des Jahresberichtes der AI-Gruppe im Landkreis Miesbach. Foto: Martina Stahl

50 Jahre AI-Gruppe im Landkreis Miesbach

Mit einer Ausstellung und einem Festabend beging die Kreisgruppe Amnesty International im Oktober 2022 ihren 50. Geburtstag. Jetzt legt Sprecher Fritz Weigl den umfassenden Jahresbericht der Organisation vor.

Wie immer fasst der engagierte Kämpfer für die Menschenrechte die weltpolitische Lage des abgelaufenen Jahres zusammen. Auf 85 Seiten kann der Interessierte das Jahr mit all seinen Problemen noch einmal Revue passieren lassen.

50 Jahre Amnesty International
Sprecher der AI-Gruppe Fritz Weigl. Foto: MZ

Neben den internationalen Menschenrechtsverletzungen hat der Autor auch die Situation im eigenen Land dokumentiert. Die Leserin findet hier von Missbrauch im Januar bis zum Angriff auf Asylbewerber im Dezember eine Vielzahl von Ereignissen, die dem Artikel 1 des Grundgesetzes widersprechen. Direkt vor der Haustür, in Holzkirchen hat eine Frau, die aus der Kirche kam, zwei Jugendliche mit Migrationshintergrund beleidigt. Zu den beunruhigenden Nachrichten im Landkreis zählt auch, dass die Zahl der Inobhutnahme durch das Jugendamt in der Pandemie zugenommen hat, Kinder also von ihren Eltern getrennt aufwachsen müssen.

Negativnachrichten und Lichtblicke

Natürlich ist der Angriffskrieg von Wladimir Putin das zentrale Thema des Berichtes ab Februar, aber viele andere Negativnachrichten aus aller Welt von Afghanistan und China über Iran und Katar bis hin zu den USA sind in dem Bericht aufgelistet.

Aber Fritz Weigl sieht auch Lichtblicke und schreibt Erfolgsmeldungen. So ein erfolgreiches Kirchenasyl im Kloster Oberzell oder die vielen Benefizveranstaltungen auch im Landkreis Miesbach zugunsten von ukrainischen Flüchtlingen.

Schreibtischtaten

Der Tätigkeitsbericht der AI-Gruppe im Landkreis umfasst verschieden Themen. Da sind zunächst die Aktivitäten, die Fritz Weigl als Schreibtischtaten bezeichnet. Briefe also, die an Politiker, Gefängnisse oder Justizbehörden geschrieben wurden, um politische Häftlinge zu unterstützen. Über den Erfolg, so sagte Fritz Weigl in einem Interview, lasse sich nur spekulieren.

Die Gruppe schrieb auch an Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußballbundes, mit der Bitte, auf die FIFA Druck in Sachen Menschenrechtsverletzungen in Katar auszuüben.

AI-Gruppe
Claus-Peter Reisch. Foto: Johannes Filous

Das Jubiläumsjahr umfasste zahlreiche Veranstaltungen, mit denen die Kreisgruppe in die Öffentlichkeit trat. Kontroverse Diskussionen zum Ukrainekrieg prägten den Ostermarsch, über die Probleme der Flüchtlingsrettung im Mittelmeer berichtete Seenotretter Claus-Peter Reisch im Waitzinger Keller Miesbach.

Plädoyer für die Menschenrechte
Ausstellung beim Festival für Menschenrechte im Atrium Holzkirchen. Foto: Petra Kurbjuhn

Beim großen Festival für Menschenrechte in Holzkirchen war Amnesty International mit Infoständen und einer Ausstellung präsent und beim Eröffnungsabend würdigte Monika Lehner vom Organisationsteam die Arbeit: „Während wir die Menschenrechte ein paar Tage oder Wochen in den Mittelpunkt rücken, machen die von AI das schon seit Jahren.“

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Die große Geburtstagsfeier im Gymnasium Miesbach wurde zu einem Erfolg durch die Mitwirkenden, „alles schuleigene Gewächse“, wie Fritz Weigl schreibt. Die Big Band unter Simon Weiß und die bekannte Schauspielerin Christine Eixenberger gestalteten einen mitreißenden Abend.

50 Jahre Amnesty International
Thierry Nédélec, Fritz Weigl, Siegfried Komm und Matthias Weigl (v.l.) in der Ausstellung „50 Jahre Amnesty International in Miesbach“. Foto: Helene Weigl

Die Ausstellung zur Arbeit der 50 Jahre lockte leider wenige Besucher an. Die Präsentation der letzten Jahre ist aber jetzt noch in der Stadtbücherei Miesbach zu sehen. Der Film „Der letzte Häftling“ über einen Polen, der noch zwei Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau durch die Amerikaner registriert worden war, führte gemeinsam mit dem Regisseur Thomas Muggenthaler zu einer lebhafte Diskussion.

Brown Schmidt-Vollmecke
Bernard Brown und Verena Schmidt-Vollmecke. Foto: Petra Kurbjuhn

Der Bericht von Fritz Weigl schließt mit der traurigen Nachricht von zwei Todesfällen. Bernard Brown, dessen Humor und liebenswertes Lächeln vermisst werden wird, sowie Ernst Duffner, „ein Mann aus gutem Holz“, der immer zupackte und zurechtrückte.

Zukunftsmusik

Ganz zum Schluss lässt der Sprecher noch Zukunftsmusik erklingen. „Wenn man nach unserer Zukunft in fünf oder zehn Jahren fragt, ist folgendes zu sagen: – die Spitze unserer Alterspyramide macht weiter – so lange es geht. Der Mittelbau unserer Gruppe hofft darauf, dass es durch Nachwuchs aus den Generationen Y/Z (1980 – 2010) weitergeht.“ Und wenn es nicht zum 60. Geburtstag kommen sollte, dann greife der Spruch „Alles hat seine Zeit!“ aus dem Alten Testament.

Der Tiger und die AI-Gruppe

Zum Titelbild schreibt Fritz Weigl: Es entstand zum Themenabend zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 30. Januar 2020 am Gymnasium Miesbach. Der Tiger stehe für die Menschenrechte und die Zähne für Personen und Organisationen, wie die AI-Gruppe, die dafür sorgen, dass sie durchgesetzt werden. Wenn man erlebt habe, wie sich damals Schüler und Lehrer engagiert haben, sei zu hoffen, dass man auch der AI-Gruppe im Landkreis Miesbach wieder neue Zähne einsetze.

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