Andreas Mitterer

Andreas Mitterer entwickelt das Virus

Andreas Mitterer in seinem Werk. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

„ERREGAS und andere Antikörper“ nennt Andreas Mitterer seine Ausstellung in der Galerie im Autopavillon Steingraber. Sie ist in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Der Künstler will mit seiner Kunst bei dem Betrachtenden eigene Bilder aus dem Hirn herauslocken.

Schon beim Betreten der Galerie wird klar: Hier ist ein Künstler am Werk, der seiner Fantasie freien Raum lässt und die Besucherin in diesen Raum einlädt. Denn die Werke hängen nicht nur brav an der Wand, sondern sie sind auch frei im Raum aufgestellt und hinten steht sogar ein Eimer. Wozu?

Andreas Mitterer
Blick in die Ausstellung. Foto: MZ

Das stellt sich im Laufe der Betrachtung und des Gespräches heraus. Andreas Mitterer hat sich dem Coronavirus, der in den vergangenen zwei Jahren unsere Welt durcheinandergewirbelt hat, gewidmet. „Ich wollte ihm eine Form geben, ihn in allen Varianten wachsen und entstehen lassen“, erklärt der Ebersberger Künstler.

Entstanden sind dabei Pinselzeichnungen mit Tusche auf Pappe, subjektive Formen, entstanden aus der Fantasie, aber verschränkt, wie er sagt, mit Formen, die im Hirn vorhanden sind. Wie ein Comic kommen die Zeichnungen daher, die Gebilde sind teils witzig, teils auch furchteinflößend. „Es macht Spaß und ist immer wieder eine Überraschung, was herauskommt“, meint Andreas Mitterer.


Die Formen des Virus. Foto: MZ

Er hoffe, dass die Betrachtenden Strukturen und Formen entdecken, an denen sie andocken können. Und das funktioniert ganz prächtig, denn, so erklärt der Künstler, unser Hirn sei ständig auf der Suche nach bekannten oder erkennbaren Motiven. So erkennt die Besucherin Formen des Virus ebenso wie andere Motive, eine Qualle etwa, oder einen Oktopus, eine Blume gar oder einen Käferpanzer.
So wird der Besuch der Ausstellung zu einem spannenden Spiel, einem sehr individuellen Spiel mit den Formen.


Das Doppelbild. Foto: MZ

Dazu lädt auch ein Doppelbild ein. Er habe eine vorhandene Zeichnung noch einmal gezeichnet, erklärt der Künstler, exakt dieselbe aber ist sie nicht und so darf der Besucher nach den Unterschieden suchen.

Die Serie sei später weitergewachsen, erzählt Andreas Mitterer, und so zeigt er in derselben Technik auf der rechten Seite der Galerie andere Motive, in denen die Besucherin sofort Landschaften mit Bergen assoziieren kann.

Andreas Mitterer
Landschaften mit Bergen. Foto: MZ

Der Künstler hat seine Ausstellung mit einer weiteren Serie von Arbeiten stimmig ergänzt. Er zerschneidet und durchlöchert ausgediente Schläuche von Traktoren und LKW. Er sei fasziniert zum einen von der Einfachheit der Materialien und zum anderen von der Symmetrie dieser Objekte, die auch beim Zerschneiden erhalten bliebe. Als gelernter Schmied stanzt der Künstler auf dem Amboss Löcher in die Schläuche und gibt dem ehemals Wertlosen einen Wert zurück.


Zeichnungen und upgecycelte Schläuche. Foto: MZ

Die herausfallenden Gummikreise liegen entweder direkt unter dem Objekt oder aber werden in einem Eimer gesammelt, der als eigenes Exponat ausgestellt ist. „Es wird nichts weggeworfen“, betont der Künstler seine Intention.

Die Vernissage wurde von dem australischen Musiker J.T. Jeremiah mit experimentell-elektronischer Musik eröffnet. Über einem konstanten dumpfen Unterton platzierte der Gitarrist Obertöne, die immer intensiver die Macht übernahmen. Die analog produzierten musikalischen und stehen gebliebenen Momente fügte der Musiker in seiner Improvisation zusammen.


Horst Hermenau, Andreas Mitterer und J.T. Jeremiah. Foto: MZ

Kurator Horst Hermenau definierte in seiner Einführung den Begriff der Zeichnung, die erst ab Dürer zu einer eigenständigen Kunstform geworden sei, als die Darstellung des Objektiven, Beziehungen der Formen also genau definiert sein müssten. Dieser objektive Zusammenhang käme insbesondere beim Aktzeichnen zum Tragen, was er übrigens Politikern daher dringend empfehlen würde.

Andreas Mitterer indes zeige in seinen Zeichnungen etwas Konträres. „Er ist auf die Fantasie aus und die fehlt uns heute“, betonte der Künstler. Diese Ausstellung sei ein Lehrstück, welche Fülle an Objekten der Mensch hervorbringe.

Der Künstler und Vorsitzende des Kunstvereins Ebersberg bedankte sich nicht nur für die Einladung nach Holzkirchen, sondern er dankte Horst Hermenau mit den Worten: „Er ist schuld, dass ich Künstler geworden bin.“ Er habe die Faszination für die Kunst eins zu eins an ihn weitergegeben.

Andreas Mitterer: „ERREGAS und andere Antiköper“ ist bis zum 5. November in der Galerie im Autopavillon Steingraber, Robert-Bosch-Straße 1 in Holzkirchen montags bis freitags 10 bis 18 Uhr und samstags 10 bis 13 Uhr zu sehen.

Zum Weiterlesen: Das Universum im Kleinen

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