Cotswolds

Was haben Alice, Peter Pan und Gollum gemeinsam?

Das Ensemble der Jungen Bühne Miesbach mit Regisseurin Regina Weber-Toepel beim Schlussapplaus. Foto: MZ

Theater in Miesbach

Auf eine literarische kurzweilige, humorvolle und lehrreiche Reise durch die Cotswolds nahm die Junge Bühne unter der Regie von Regina Weber-Toepel das Publikum im Gewölbe des Waitzinger Kellers mit und erntete anhaltenden begeisterten Applaus.

Die Verbindung der Region im Südwesten Englands zu Miesbach machte Inge Jooß, die die Textvorlagen zu den Szenen zusammengestellt hatte, deutlich. Die Landkreispartnerschaft Tewkesbury-Miesbach sei durch den Brexit und Corona gebeutelt worden. Gute Beziehungen aber zu den Nachbarstaaten in Europa seien, wie die aktuellen Geschehnisse zeigten, enorm wichtig. Zudem gebe die Fotoausstellung in der Galerie Ost des Kulturzentrums von Thomas Schwob einen wunderbaren Eindruck von der Wohlfühllandschaft der Cotswolds.


Fremdenführer Roman Postel – very british. Foto: Pia von Miller

In dieser Gegend ließen sich eine Reihe von berühmten Literaten verorten, von denen die folgenden Szenen, begleitet von der stimmigen und passend ausgewählten Musik von Bernd Stahuber am Piano, zeugen.

Cotswolds
Katze und Mäuse im „Schneider von Gloucester“. Foto: MZ

Unter der kompetenten Anleitung des Reiseführers Pete Berryman (Roman Postel) mit stark britischem Akzent startete die Reise beim „Schneider von Gloucester“ von Beatrice Potter. Der arme Kater Simpkin (Monika Greindl), Mitbewohner des Schneiders, sehnt sich nach Mäusen. Die aber tanzen fröhlich und lassen sich nicht fangen: Hannah Floßmann, Pia Echtler und Antonia Leidgschwendner unter der Choreographie von Sophia Floßmann von der Crachia Hausham. Wie sie aber dem kranken Schneider helfen, erzählt die bekannte Geschichte. Und Kater Simpkin bekommt am Ende doch noch eine Maus, allerdings aus Zucker, von der Regisseurin.


In „Peter Pan“ agiert Regina Weber-Toepel selbst als Wendy. Foto: MZ

Regina Weber-Toepel hat die Szenen mit viel Ideenreichtum und Humor inszeniert. In der folgenden Geschichte „Peter Pan“ von J.M. Barrie spielt sie selbst die Wendy. Als Erwachsene allerdings kann sie nicht mehr fliegen. Das können nur Kinder. Und so fliegt Tochter Jane (Romy Leder) mit Peter Pan (Xaver Bernöcker) ins Nimmerland. Eine wichtige Aussage trifft Peter Pan: Mädchen seien zwanzigmal so viel wert wie Jungen. Und Regina Weber-Toepel fordert das Publikum auf, zuhause nachzuschauen, ob die Kinder im Bett liegen oder vielleicht doch davongeflogen sind.


Klaus Ruml ist ein grusliger Gollum. Foto: Pia von Miller

In ein anderes Fantasieland entführt Roman Postel als Bilbo in „Der kleine Hobbit“ von J.R. Tolkien, wo er einem unglaublichen Wesen begegnet. Klaus Ruml als Gollum reißt das Publikum in seiner Maske und seiner Grusligkeit zu Szenenapplaus hin.


Ute Bauer als Alice im Wunderland. Foto: MZ

Auch Alice begibt sich bekanntermaßen in ein Wunderland. In der Geschichte von Lewis Carol beginnt alles mit einem weißen Kaninchen (Verena Floßmann), dem Alice (Ute Bauer) in seinen Bau folgt und sehr merkwürdige Dinge erlebt. Da geht es um einen Schlüssel und um einen Trunk, um den Hutmacher und die Herzkönigin (Hannah Floßmann).


Seitensprung mit dem „Sommernachtstraum“. Foto: MZ

Mit einem Seitensprung endet die literarische Reise, denn William Shakespeare lässt sich nicht ohne weiteres in die Cotswolds versetzen, Stratford-on-Avon liegt halt deutlich nördlich bei Birmingham, aber ohne den größten britischen Dichter ginge es eben auch nicht, meint der Reiseführer. Und so setzt die berühmt-berüchtigte Szene aus dem „Sommernachtstraum“ aus dem 5. Aufzug den Glanzpunkt auf den Abend. Das Publikum kugelt sich vor Lachen, wenn die Wand (Verena Floßmann), Pyramus (Ute Bauer), Mond (Roman Postel), Löwe (immer noch als Katze Monika Greindl) und insbesondere Klaus Ruml mit seiner Lockenpracht als Thisbe die köstlichen verschwurbelten Sätze sprechen. Und selbst die Erdolchung der beiden Liebenden ist einfach nur witzig.

Gelungene Reise in die Cotswolds

Und so ist dem abschließenden Satz der Regisseurin, von Shakespeare entliehen, „Wacker haben sie gespielt“, nichts hinzuzufügen, außer vielleicht: Eine gelungene Inszenierung der Jungen Bühne Miesbach, die Lust macht, wieder einmal die Klassiker zu lesen, aber auch die Cotswolds zu besuchen.

Die Ausstellung von Thomas Schwob gibt dazu einen Vorgeschmack. Sie ist noch bis zum 29. Mai in der Galerie Ost des Waitzinger Keller in Miesbach zu sehen.

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