KUNSTDÜNGER

Kindertheater zum Nachdenken und Schmunzeln

Christiane Ahlhelm und Lydia Starkulla lassen den Mond aufgehen. Foto: Manfred Lehner

Kindertheater in München

Ein wundersamer Tiger steht im Mittelpunkt des Stückes „Der Mond zu Gast“. Christiane Ahlhelm (Theater Kunstdünger) und Lydia Starkulla (ensemble peripher) nehmen Kinder mit auf eine Reise in die Fabelwelt der Tiere, in der sie lachen und erkennen dürfen, dass ein Leben nur im Miteinander möglich ist.

Die Bühne ist dunkel, im Hintergrund steht ein undefinierbares dunkles Wesen. Dann aber geht der Mond auf, von zwei in japanische schwarze Kleidung gehüllten Mimen vorgeführt. Es fällt zunächst kein Wort, bis das dunkle Wesen umgedreht und mit „Guten Abend Tiger“ begrüßt wird. Es ist ein ganz zauberhaftes Tier, eines, das sich bewegen lässt, aufsteht, sich niederlegt, das Augen zumachen, das weinen kann, das sogar sein Inneres zeigen kann. Sibylle Kobus hat dieses Wunderwerk geschaffen, das die Kinder im HochX Theater in München von der ersten Minute an fasziniert.

Kindertheater zum Nachdenken
Lydia Starkulla übt sich in Selbstbehauptung. Foto: Manfred Lehner

Drei moderne Fabeln aus Japan nach dem Buch „Der Mond zu Gast“ von Ando Mikie ranken sich um dieses Tier, erzählt mit wenigen Worten und sehr viel Akrobatik, Clownerie, Gestik und Mimik der beiden Schauspielerinnen. Denn sie schlüpfen nun in die Rollen anderer Tiere, in der ersten Geschichte in die Rolle des Kragenbärs mit Pelzschal, in die Schildkröte, die einen Regenschirm als Panzer hat und gaaaaanz langsam spricht und sich bewegt und in die summende Biene. Hier geht es um Selbstbehauptung: „Ich bin nicht irgendwer, ich bin der Kragenbär“ und innige Freundschaft.

Kindertheater zum Nachdenken
Christiane Ahlhelm als Schildkröte. Foto: Manfred Lehner

In der zweiten Fabel geht es um die Verbundenheit aller Lebewesen in der Natur. Der Tiger weint ganz fürchterlich, denn er fühlt sich mies, weil er den Fuchs gefressen hat. Urkomisch, wie der Tiger sein Inneres preisgibt und aus einem bemalten Gummihandschuh der Fuchs im Bauch spricht, auch er fühlt sich mies, hat er doch den Hahn, als Strumpf daherkommend, gefressen. Usw, usw., Eidechse, Spinne und Fliege sind die weiteren Tiere der Nahrungskette, jedes anders und stimmig mit nur ganz wenigen Requisiten, dafür mit vollem Stimm- und Körpereinsatz von den beiden Schauspielerinnen dargestellt.

Kindertheater zum Nachdenken
Lydia Starkulla als Fliege. Foto: Manfred Lehner

Und was ist mit der Fliege? Was hat sie gefressen? Der große Kreislauf der Natur geht zurück zu einem alten, gestorbenen Tiger, an dem sich die Fliege gütlich tat und sich nun aber von Herzen bei dem lebendigen Verwandten bedanken kann.

Nur die Gegenwart zählt

Auch die dritte Fabel vermittelt tiefe Einsichten, aus dem japanischen Zen-Buddhismus abgeleitet, aber für Kinder altersgerecht vermittelt. Die Früchte der Vergangenheit und Zukunft sind giftig, sagen die Schlangen und nur die Gegenwart zählt. Und ganz berührend sagt das Schlangenkind: „Papa, kümmere dich um mich!“

Kindertheater zum Nachdenken
Der Tiger schläft. Foto: Manfred Lehner

So tragen diese drei außergewöhnlichen Geschichten östlicher Weisheit tiefschürfende Botschaften in sich, durch die Schauspielkunst von Christiane Ahlhelm und Lydia Starkulla werden sie aber leicht, verständlich und spielerisch vermittelt. Zuweilen sogar witzig, dann nämlich, wenn versucht wird, eine Trittleiter hoch zu klettern, ohne sie breitbeinig aufzustellen, was natürlich misslingen muss. Und die Kinder sich totlachen über die clownesken Verrenkungen. Die Inszenierung ist voller überraschender Ideen, die auch Erwachsene begeistern.

„Ihr habt es schön gemacht!“

Am meisten aber beeindruckt sie immer wieder der Tiger. Und so ranken sich auch am Ende die meisten Fragen um ihn. Wie er seinen Bauch öffnen kann, wie er weinen kann. Geduldig beantworten Christiane Ahlhelm und Lydia Starkulla alle Fragen, machen auch die Funktionsweise des Tigers noch einmal deutlich und ermuntern dazu, zu Hause auch so eine Art Hampelmann zu bauen. Der Feststellung eines Buben „Ihr habt es schön gemacht“ ist nichts hinzuzufügen.

„Der Mond zu Gast“ – Kindertheater zum Nachdenken und Schmunzeln für Kinder ab vier Jahren und Erwachsene vom Theater Kunstdünger und dem ensemble peripher.

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