Die verkaufte Braut

„Die verkaufte Braut“ in Miesbach

Das Kreativteam des FLTB: Musikalischer Leiter Rudolf Maier-Kleeblatt, Regisseurin Julia Dippel und Anne Hebekker (Kostüme und Bühnenbild) (v.l.). Foto: FLTB

Oper in Miesbach

Das Freie Landestheater Bayern (FLTB) probt derzeit mit Chor, Orchester und Solisten für die Premiere der diesjährigen Neuproduktion „Die verkaufte Braut“ von Bedrich Smetana am Samstag, 11. März um 19 Uhr im Stammhaus Waitzinger Keller. Ich durfte bei einer Probe dabei sein.

„Ihr seid zu laut“, sagte Rudolf Maier-Kleeblatt, als ich den Probenraum in der Sportanlage Sauerlach betrete, wo das FLTB seine musikalischen Proben abhält, und klopft ab. Wiederholung, das Terzett Nr. 4 wird gerade geprobt und Bassbariton Matthias Degen muss immer wieder seine schwierige, sehr schnelle, rhythmische Passage singen, bis der Dirigent zufrieden ist.

Die musikalische Probe hat bereits szenische Elemente, der Sänger, der den Heiratsvermittler Kezal spielt, hat einen Lederbeutel umgeschnallt, aus dem er dem zweiten Bassbariton Markus Eberhard, Vater der zu verheiratenden Tochter Marie, Geld zahlt.

Die verkaufte Braut
Nikos Striezel, Anja-Maria Luidl, Matthias Degen, Philipp Gaiser (v.l.). Foto: MZ

In der folgenden Stunde erlebe ich, wie viel Detailarbeit in einer Aufführung steckt, die dann bei der Premiere leicht und locker und professionell daherkommt. Professionell geht es auch bei der Probe zu, der Dirigent ist sehr streng, klopft bei der kleinsten Unzufriedenheit ab und lässt wiederholen, aber es wird auch gelacht, die Stimmung ist gut. Ich bemerke, dass die Musikerinnen und Musiker, sämtlich Profis, immer wieder Zeichen in ihre Partitur machen.

Die verkaufte Braut
Das FLTB-Orchester unter Leitung von Rudolf Maier-Kleeblatt. Foto: MZ

Gerade macht sich Tenor Nikos Striezel für seinen Auftritt warm, Kniebeugen und ein Handstand, dann ist es Zeit für das Quartett Nr. 5. „Schaut mich an“, ruft Rudolf Maier-Kleeblatt den vier Solisten zu, die dieselbe Passage mehrfach wiederholen. Jetzt hat die Sopranistin Angela Ahistal, die die Marie spielt, ihren Auftritt. Sie ist neu im Ensemble und kann mit internationaler Konzerttätigkeit aufwarten.

Inzwischen ist auch die Regisseurin Julia Dippel gekommen, die mit ihrer Inszenierung „Anatevka“ das Publikum begeisterte:

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Ich frage sie, was die Besucher erwartet: „Bei unserer ‚Verkauften Braut‘ ist für jeden etwas dabei“, sagt sie „die ganze Bandbreite von großer Oper, echten Emotionen, bodenständigem Humor, folkloristische Leichtigkeit und schauspielerisches Herzblut“. Davon ist bei der Probe schon eine Menge zu spüren.

Frühlingstag in Böhmen

Bedrich Smetanas Oper ist ein ländlich-heiteres Singspiel mit Dialogen, das den Weltruhm des Komponisten begründete. Die Handlung spielt an einem Frühlings-Festtag in einem böhmischen Dorf, in dem der Zirkus Station macht.


Der Zirkus spielt in der Oper eine tragende Rolle. Foto: MZ

Im Nachbarraum proben die Mitglieder des Chores und Solisten die Zirkusaufführungen und stellen sich für ein Foto in Positur. Hier ist auch Markus Herzog dabei, der den Hans spielt.

Der Zirkus hat eine wichtige Funktion im Stück, in dem es um Marie geht, die den reichen, aber törichten Wenzel heiraten soll, aber Hans liebt. Mit einigen Irrungen und Verwirrungen, bei denen eine Vaterschaft zutage kommt, gibt es ein Happy-end.


Angela Ahistal, Matthias Degen, Maria Brunauer, Markus Eberhard (v.l.). Foto: Name

In der musikalischen Probe sind heute sieben von den zehn Solisten dabei. Neben Angela Ahistal, Matthias Degen, Markus Eberhard und Philipp Gaiser sind es Maria Brunauer und Anja-Maria Luidl. Dafür aber gibt es schon ein Bild einer szenischen Probe mit Marie, Hans und Kemal:


Matthias Degen, Angela Ahistal und Markus Herzog (v.l.). Foto: FLTB

An der Tür finde ich Fotos vom geplanten Bühnenbild. Die entsprechenden Strohballen liegen schon parat. Bühnenbild und Kostüme entwirft seit vielen Jahren die Miesbacherin Anne Hebbeker für das FLTB. Zusammen mit der Gewandmeisterin Marianne Herkenrath stellen sie alle Kostüme selbst her, die das FLTB auch an andere Produktionen verleiht.


Entwürfe für das Bühnenbild. Foto: MZ

In der Pause hat Kulturpreisträgerin Elisabeth Neuhäusler Weißwürste heiß gemacht und ich kann mit einzelnen Mitwirkenden sprechen. Flötist und Geschäftsführer des FLTB Andreas Haas erzählt mir, dass die Ouvertüre zur Oper eines der schwierigsten Stücke der Opernliteratur sei. „Es ist technisch anspruchsvoll, sehr schnell, sehr rhythmisch und wird als Orchesterprobenstück zum Vorspielen für Streicher und Bläser verwendet.“

Der Tenor Philipp Gaiser, hier nur in einer kleinen Rolle zu sehen, aber für die gesamte Organisation zuständig, sagt: „Die Oper ist volkstümlich, hat lebendige und schwermütige Momente und ist sehr abwechslungsreich in ihrem Ausdruck.“

Wunderschön aber anspruchsvoll

„Wunderschöne Musik“, schwärmt Markus Eberhard, der Maries Vater Kruschina spielt, „aber rhythmisch total schwer und erfordert höchste Konzentration“. Insbesondere die Rolle des Heiratsvermittlers sei sehr anspruchsvoll.

„Noten spielen ist einfach, aber leise spielen und den Bogen zu den Solisten herstellen, sowie die Phrasierung, das ist schwierig“, sagt auch Kulturpreisträger und musikalischer Leiter des FLTB Rudolf Maier-Kleeblatt, der in der Pause statt sich den Weißwürsten zu widmen, die Partitur durchgeht.


Rudolf Maier-Kleeblatt. Foto: MZ

Und sagt zum Orchester, zu dem mittlerweile neben den Solisten auch der Chor gestoßen ist: „Im Prinzip sind wir auf dem Gleis.“

Premiere „Die verkaufte Braut“ von Bedrich Smetana am Samstag, 11. März 2023, 19 Uhr, 2. Vorstellung am Sonntag, 12. März, 16 Uhr. Schon am Donnerstag, 9. März 2023, gibt es eine Inklusionsvorstellung (Preview) für Menschen mit Beeinträchtigung und pflegende Angehörige, Asylanten und soziale Organisationen (Lebenshilfe, Regens-Wagner, Altenheime usw.)
Karten für den 11. und 12. März im Kulturzentrum Waitzinger Keller.

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