Erscheinungsfest

Kulturbegegnung im Altwirtsaal

Richard Agreiter. Foto: Petra Kurbjuhn

„Erscheinungsfest“ in Warngau

Zu einem lebendigen und inspirierenden Austausch von Kulturschaffenden, die sich nicht ohne weiteres begegnen würden, kam es endlich wieder beim Fest von KulturVision anlässlich des Erscheinens der 38. Ausgabe der KulturBegegnungen im Warngauer Altwirtsaal.

Vor fünf Jahren regte die Schauspielerin und Regisseurin Laura Steinhöfel, die wir in der 27. Ausgabe der KulturBegegnungen porträtierten, an, doch alle Protagonistinnen und Protagonisten dieser Zeitung zu einem sogenannten „Erscheinungfest“ einzuladen, damit sie sich kennenlernen. Wir griffen die Idee gern auf und erlebten bis 2019 bereichernde Abende.

Lesetipp: KulturBegegnung im Kulturcafé und im ganzen Landkreis

Künstlerinnen und Künstler, das Redaktionsteam und die Kulturpartner von KulturVision trafen sich an verschiedenen Orten im Landkreis, tauschten sich aus und schmiedeten Pläne für künftige gemeinsame Projekte. Die Pandemie stoppte das Vorhaben und so war die Freude der Zeitungsmacher groß, als wir nun bei der 38. Ausgabe wieder miteinander feiern konnten.

Arbeit

Seit nunmehr 18 Jahren erscheinen die KulturBegegnungen halbjährlich und dokumentieren das reiche kulturelle Potenzial des Landkreises Miesbach. Die Zeitung liegt kostenfrei in Zeitungskästen und an vielen Stellen im Landkreis aus. Die 38. Ausgabe trägt den Titel „Arbeit“.

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Ehrengast des Abends im Altwirtsaal war Richard Agreiter, der aus Steinberg in Tirol gemeinsam mit Rüdiger Obermeier, Obmann des Kulturvereins Achenkirch, Kulturpartner von KulturVision, angereist war. Ines Wagner hatte einen ganzen Tag in seinem Haus am Rofan verbracht und kehrte voller Eindrücke zurück, die sie bei weitem nicht in ihrem Artikel alle unterbringen konnte.

Alles aus einer Hand

Er hatte eine Skulptur mitgebracht, anhand derer er humorvoll seine Arbeitsweise erklärte. Wichtig sei ihm insbesondere, seine Skulpturen selbst zu gießen, sagte der 80-Jährige, der kreative Schöpfungsprozess von der Idee bis zum fertigen Werk, müsse in einer Hand bleiben.

Erscheinungsfest
Elora Ademaj. Foto: Petra Kurbjuhn

Elora Ademaj ist 20 Jahre alt. Die junge Otterfinger Malerin brachte zwei ihrer faszinierenden Porträts mit, die den Betrachter direkt ansehen. Sie erzählte von ihrer künstlerischen Arbeit, in die Mythologie, Spiritualität und Natur gleichermaßen einfließen. Selina Benda hatte den Artikel verfasst und war beeindruckt von der Tiefgründigkeit der Künstlerin.


Agnes Wieser. Foto: Petra Kurbjuhn

Eine Kulturbegegnung „Kunst kennt kein Alter“ schrieb Reinhold Schmid über Agnes Wieser und Irmgard Reiter. Die 32-jährige Agnes Wieser aus Kleinhöhenkirchen brachte ein männliches Porträt mit und erzählte von ihrem abwechslungsreichen Schaffen, in dem immer wieder neue Facetten auftreten. Waren es zunächst Prominente, die sie porträtierte, probiert sie sich jetzt an Tieren, Landschaften aus und entwickelt ihren ureigenen expressiven Stil.


Irmgard Reiter. Foto: Petra Kurbjuhn

Irmgard Reiter aus Piesenkam brachte eine ihrer „inneren Landschaften“ mit, die es nicht gibt, sondern aus ihr heraussprudeln. Die 84-Jährige trug zur großen Erheiterung bei, in dem sie sagte, es gebe eben gute Bilder, wie diese Landschaft und andere, die sie dann wegstelle, so einfach sei ihre Malerei.


Mischa Fritsch. Foto: Petra Kurbjuhn

Gar nicht einfach ist der Schaffensprozess von Mischa Fritsch. Der in Südafrika aufgewachsene Künstler erzählte, wie er in der Wüste und an Flüssen Pigmente auf die Leinwand befördere, zuweilen lässt er sich auf der Leinwand stehend über den Boden ziehen. Sein Anliegen ist es, die Spuren der Materie auf die Leinwand zu bannen. So auch bei seinem aktuellen Projekt, der Arbeit am Zugspitzgletscher, dessen Abschmelzen er künstlerisch begleitet. Die spannende außergewöhnliche Arbeitsweise regte Künstlerinnen und Künstler zu zahlreichen Fragen an.


Christine Göttfried. Foto: Petra Kurbjuhn

Der Besuch von Christine Göttfried zeigte in praxi, wie wichtig Barrierefreiheit ist. Die Kreutherin sitzt im Rollstuhl und es bedurfte vieler starker Hände, sie in den ersten Stock des Altwirtsanwesens zu tragen. Aber das Gemeinschaftsgefühl der Anwesenden nahm diese Hürde. Ines Wagner hatte die für Inklusion engagiert Kämpfende porträtiert. Der Aufruf von Christine Göttfried, doch alle zusammen an einer Welt mit und ohne Behinderte zu arbeiten, wurde mit starkem Applaus aufgenommen.


Peter Becher. Foto: Petra Kurbjuhn

Als I-Tüpfelchen auf den gelungenen Abend durften die Teilnehmenden die Premierenlesung des soeben erschienenen Buches von Peter Becher erleben. Der Holzkirchner Schriftsteller ist der Moderator des neu gegründeten Literaturcafés, das gemeinsam mit der durch Selina Benda wieder auferweckten Schreibwerkstatt von Monika Heppt in der Zeitung dargestellt wird.

Lesung bei Erscheinungsfest

Sein aktueller Roman „Unter dem Steinernen Meer“ beschreibt die Begegnung eines Deutschen und eines Tschechen nach dem Fall des Eisernen Vorhanges und thematisiert die unterschiedlichen Sichten auf die Vergangenheit. Mit der Lesung einer skurrilen Episode auf dem Marktplatz von Budweis begeisterte er die Zuhörenden.

In Kürze wird hier eine Rezension des Romans erscheinen.

Erscheinungsfest
Redaktionsteam: Monika Heppt, Becky Köhl, Petra Kurbjuhn, Selina Benda, Ines Wagner und Monika Ziegler (v.l.). Foto: Isabella Krobisch

Wieder ein bereichernder Abend voller spannender Begegnungen zwischen sehr unterschiedlichen Menschen, die aber eines verbindet: die Liebe zu Kunst und Kultur und die sich durch solche Zusammenkünfte bestätigt fühlen, dass ihre Arbeit sinnvoll ist.

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