Farbklang

Farbklang und Rhythmisierung

Christian Glöckler vor seinen großen Kreisbildern. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

Die Konzeption der Ausstellung von Christian Glöckler in der Galerie im Autopavillon Steingraber ist ein Kunstwerk an sich, eine in sich geschlossene Installation. Jedes Werk einzeln aber birgt zusätzlich spannende Einblicke und überraschende Einsichten.

Er habe im Maßstab 1 zu 50 ein Modell des Ausstellungsraumes gebaut, sagt der Ammerseer Künstler und in dieses Modell seine Werke so lange hin und hergeschoben, bis er mit der Wirkung zufrieden war. Der Gesamteindruck der drei Wände ist frappierend, denn durch die Komposition wird die Betrachterin geführt.

Christian Glöckler
Die linke Wand. Foto: MZ

Beginnt man links, so fallen als erstes die farbigen Stäbe auf, die wie beim Mikado hingestreut wirken, aber ganz bewusst gesetzt wurden. Dazwischen sind kleine Kreise eingefügt. „Die Stäbe mit 1,86 Meter entsprechen meiner Körpergröße und sind in abstrakter Form Selbstbildnisse“, erklärt Christian Glöckler. Er hat seine Körpermaße durch die farbige Unterteilung wiedergegeben.

Ausprobieren!

Ein Stab hat einen roten Strich in Höhe des Bauchnabels, ein anderer zeigt die Länge der fünf Finger der rechten Hand. Die Summe passt exakt fünfmal in die Körperlänge hinein und schon stellt sich die Frage, ob das eine Gesetzmäßigkeit ist, so wie die Kopfgröße genau achtmal in die Körperhöhe passt. Ausprobieren!

Die kleinen Kreise weisen feine farbige Strukturierungen auf, zwei allerdings sind geometrisch in Streifen unterteilt.


Die mittlere Wand. Foto: MZ

Ein Stab und ein kleiner Kreis leiten in die mittlere Wand über, die von drei überdimensional großen Kreisen in Gelb, Blau und Orange dominiert ist. Sie weisen feinste netzartige Strukturen auf. Als Störer hat der Künstler auch hier zwei kleine Quadrate mit Streifencharakter eingefügt. Sie führen in die dritte Wand rechts.


Die rechte Wand. Foto: MZ

Hier beherrschen die quadratischen Streifenbilder die Fläche, werden aber ergänzt durch Stelen. Der Störer hier ist ein kleines gegenständliches Bild vom Ammersee, dessen Wasserdarstellung in der daneben angeordneten Stele wiederkehrt. Die Wand schließt mit zwei Stelen ab.


Am Ammersee. Foto: MZ

Christian Glöckler erklärt beim Rundgang seine Arbeitsweise. Die großen über ein Meter großen kreisförmigen Bilder sind auf Holzplatten in Öl gemalt. Da es aber nur quadratische Holzplatten gebe, nutze er die „Abfälle“ für die kleinen Kreise, in denen er mit Farbe und Struktur experimentiere.

Farbklang
Farbklang im blauen Bild. Foto: MZ

„Ich möchte einen Farbklang erzeugen, der in den Raum wirkt“, sagt er. Dieser Klang wird erfahrbar, wenn man sich den Bildern nähert. In der Ferne verschwimmen die Details, in der Nähe aber erscheinen mehrfarbige Strukturen.

Farbklang verstärkt

An dem blauen Bild erklärt der Künstler wie er vorgeht. Zunächst habe er in Rot grundiert, dann ein Raster in Grün darübergelegt und dieses dann teilweise durch die kleinen wiederkehrenden blauen Strukturen zerstört. Dabei entsteht ein Farbklang, den Christian Glöckler durch einen weiteren Kniff verstärkt.

Gewebte Bilder

An den Streifenbildern erläutert er die Rhythmisierung in seinen Bildern. Er male jeweils Streifen und drehe dann den Bildträger um 90 Grad. Dabei entscheide er, was bleiben dürfe und was übermalt oder verkleinert werden müsse. Die Malweise hat etwas wie Weben an sich, es entsteht eine überlagerte Farbkomposition.

Farbklang
In den Fokus hinein. Foto: MZ

„Der farbige Klang verändert sich dabei jedes Mal wie ein Akkord, der mit neuen Tönen erweitert oder gebrochen wird“, sagt er. Dieses Prinzip des Drehens habe er auch bei den kreisförmigen Bildern angewandt, wobei ein Fokus, ein Kreiszentrum entsteht, in das der Blick gezogen wird. Die Strukturen erinnern an biologische, zellenartige Gefüge, in denen das Leben pulsiert.


Wie in der Nebelkammer. Foto: MZ

In den Stelen ganz rechts hat der Künstler eine weitere Facette seiner Kunst angewendet. „Ich habe eine Ordnung gesucht“, sagt er. Hier sind die feinen netzartigen Strukturen überlagert von roten zickzackförmigen Linien, die an Aufnahmen aus der Nebelkammer erinnern. Ordnung eher nicht, sondern chaotische Molekülbewegung. Auch hier also sucht das Auge nach bekannten Mustern, an denen es andocken kann.

Christian Glöckler studierte an der Münchner Kunstakademie bei Professor Heinz Butz, ebenso wie Kurator Horst Hermenau. Er lebt als freischaffender Künstler in Fischen am Ammersee.

Die Ausstellung von Christian Glöckler „Bilder 2020 – 2023“ in der Galerie im Autopavillon Steingraber in der Robert-Bosch-Straße 1 in Holzkirchen ist bis zum 8. Juli montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet.

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