Fastenpredigten zeigen neue Wege auf

Matthias Hefter, Organisator der Reihe „St. Josef mit Leben füllen“, Monika Ziegler, Projektleiterin „anders wachsen“ und Markus Bogner, Initiator der Fastenpredigten und Prediger (v.l.) Foto: Monika Heppt

Veranstaltungsreihe in Holzkirchen

Mit einer Premiere geht die Initiative „anders wachsen“ am kommenden Sonntag an den Start. In vier Fastenpredigten in der Kapelle zur Heiligen Familie in Holzkirchen wird die Frage gestellt „Sind wir noch zu retten?“

„Die Kirche ist ein guter Ort für Themen jenseits der Liturgie“ sagt Markus Bogner, der bereits 2019 die Idee der Fastenpredigten in der Kirche hatte. Ausgehend von der Enzyklika von Papst Franziskus „Laudato Si“, in der das Kirchenoberhaupt zur Umkehr auffordert, sollten vier Laienprediger elementare Fragen unserer Zukunft aufwerfen.

Die Pandemie zwang die Organisatoren, dreimal zu verschieben. Jetzt kommt der vierte Anlauf. Mit Matthias Hefter, Organisator der Reihe „St. Josef mit Leben füllen“, war ein Partner für das Pilotprojekt gefunden: „Wir wollen die Kirche öffnen“, sagt er. Mit neuen, anderen Themen hoffe er auch auf neues, anderes Publikum.

Fastenpredigten
Die Kapelle zur Heiligen Familie. Foto: MZ

Er sei ein gläubiger Mensch, betont Markus Bogner, aber er vermisse in der Kirche die Diskussion. Diese Lücke solle das neue Projekt füllen. Monika Ziegler, Projektleiterin von „anders wachsen“ betont: „Es geht in der Fastenzeit nicht nur um Verzicht von materiellen Dingen, sondern es geht auch um den Verzicht von negativen Gedanken, so wie es die evangelische Kirche mit ihrem Projekt 7 Wochen ohne anbietet, dieses Jahr heißt es: 7 Wochen ohne Verzagtheit.“ Die Fastenzeit sei eine Zäsur zum Stehenbleiben und Nachdenken, ergänzt Markus Bogner.

Lesetipp: Leuchten! 7 Wochen ohne Verzagtheit

Matthias Striebeck, ehemaliger evangelischer Pfarrer in Schliersee, war maßgeblich an der Vorbereitung beteiligt und wird sich mit dem katholischen Pastoralreferenten Harald Petersen die Moderation der vier Predigten teilen. Er sagt: „Seit jeher haben im Juden- und Christentum die Begriffe ‚Umkehr‘ und ‚Buße‘ einen hohen Stellenwert.“ Es sei dumm, ins Verderben zu laufen, wenn man erkannt habe, was falsch gemacht wurde. Stattdessen müssen neue Wege gefunden werden.

Weg der Steine
Matthias Striebeck beim „Weg der Steine“ 2021. Foto: Thomas Nowak

Es stelle sich heute die Frage, ob es nicht schon zu spät sei. „In den Fastenpredigten stellen vier Personen, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben, elementare Fragen, in welcher Richtung es weitergehen kann“, erklärt der heute im Allgäu wirkende Pfarrer das Konzept. „Sie skizzieren eine Zukunft, in der es Rettung gibt, Laudato Si.“


Plakate in St. Josef. Foto: MZ

Ausgehend von den vier Elementen Feuer, Luft, Erde, Wasser werden die vier Prediger Wege zur Rettung aufzeigen. Für das Thema „Feuer“ wird am kommenden Sonntag um 17.30 Uhr Dr. Marc-Denis Weitze sprechen. Prometheus hatte den Göttern das Feuer gestohlen und musste dafür leiden. Er gilt als das Sinnbild der Ambivalenz von Wissenschaft und Technik.

Fastenpredigten
Marc-Denis Weitze. Foto: acatech

„Woher kommt in Zukunft unsere Energie?“ fragt der Dozent der TU München und Wissenschaftskommunikator. In der Fastenpredigt „Feuer“ solle es darum gehen, welche Rolle die Wissenschaft bei Umkehr und der Suche nach neuen Wegen spielt. Ob Kernenergie, Sonnenenergie, fossile Energie oder Erdwärme: Wissenschaft könne verschiedene Optionen beleuchten, aber nicht „den richtigen Weg“ aufzeigen und kenne nicht „die Lösung“ unserer Energieprobleme. Wofür sich die Gesellschaft entscheide, hänge auch von Interessen und Werten ab – und die lägen außerhalb der Wissenschaft. Er fordert auf: „Folgen Sie der Wissenschaft – aber nur, wenn diese Transparenz, Pluralität und Dialog zulässt.“

Anticorona-Strategie
Markus Bogner. Foto: Thomas Nowak

Zur zweiten Predigt lädt am 12. März Initiator, Biobauer und Buchautor Markus Bogner ein, der zum Thema Luft spricht. Dabei betont er, dass gegenwärtig das Denken in ein scharfes „Entweder – oder“ gehe, die Zwischentöne aber des „Sowohl – als auch“ fehlen. In der Landwirtschaft herrsche Monokultur, ebenso in der Baukultur. „Wir brauchen aber resiliente, stabile Systeme, das gilt für die Landwirtschaft genauso wie für das Ökosystem Mensch.“ Alles Trennende wie die Monokultur nehme die Luft zum Atmen.

Fastenpredigten Lena Mehringer
Lena Mehringer. Foto: Privat

Am 19. März wird Lena Mehringer, Leiterin der Notfallseelsorge und Biobäuerin aus Kreuth das Thema „Erde“ beleuchten. Sie sagt: „Als Bäuerin sehe ich: Kein Tier der Welt ist so dumm, sich seinen eigenen Lebensraum zu zerstören. Als gläubige Christin weiß ich: Es ist ‚Not-wendend‘, sich für unsere Erde einzusetzen. Als Mutter ist mir klar: ‚Nach mir die Sintflut!‘ geht gar nicht! Im Alltag nachhaltig zu leben ist gar nicht so einfach – aber alternativlos!“

Fastenpredigten Peter Wilderer
Prof. Dr. Peter Wilderer. Foto: Petra Kurbjuhn

Der Wissenschaftler Prof. Dr. Peter Wilderer aus Schliersee beschließt die Reihe am 26. März mit dem Element „Wasser“. Er sagt: „Um die heute fast acht Milliarden Menschen mit Nahrung zu versorgen, hat der Mensch die Artenvielfalt durch Monokulturen in der Land- und Forstwirtschaft ersetzt. Die Menschheit selbst wurde zu einer Monokultur. Das ist gefährlicher als die Erderwärmung. Um den Erhalt der Menschheit zu retten, wird derzeit mit der Idee einer Aussiedlung auf den Mars gespielt. Das ist aber sinnlos, weil dort das lebensnotwendige Wasser nicht dauerhaft verfügbar sein kann.“

Die Reihe startet am Sonntag, 5.3. 2023 um 17.30 Uhr mit dem Element „Feuer“ und Dr. Marc-Denis Weitze. Am 12.3. wird Markus Bogner das Thema „Luft“, am 19.3. Lena Mehringer das Thema „Boden“ und am 26.3. Prof. Dr. Peter Wilderer das Thema „Wasser“ beleuchten. Die Impulsreferate werden etwa 30 Minuten dauern, anschließend ist das Publikum zur Diskussion eingeladen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

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