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„Pressefoto Bayern 2022“ 1. Preis für Florian Bachmeier

Ukraine – Auf der Flucht“. Foto: Florian Bachmeier

Pressefoto Bayern 2022

Es ist ein zutiefst berührendes Foto, das Florian Bachmeier von einer ukrainischen Frau gemacht hat. Damit wurde der Schlierseer Fotograf jetzt in der Rubrik „Europa und Bayern“ von Landtagspräsidentin Ilse Aigner mit dem 1. Preis „Pressefoto Bayern 2022“ ausgezeichnet.

Es ist nicht das erste Mal, dass Florian Bachmeier mit diesem Titel „Pressefoto Bayern“ geehrt wurde. Schon mehrfach fanden seine Arbeiten die Anerkennung. Immer waren es Fotografien, die Menschen in ihrer jeweiligen Situation, oft in sozialen Missständen zeigten.

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Mironiwka. Foto: Florian Bachmeier

„Ukraine – auf der Flucht“ ist der Titel des Fotos, das in der neuen Kategorie des vom Bayerischen Journalistenverband ausgeschriebenen Preises „Pressefoto Bayern“ den Sieg davontrug. Diese Kategorie soll die Partnerschaft mit dem Europaparlament dokumentieren.

Pressefoto aus Saporischja

„Das Foto ist im Mai dieses Jahres entstanden“, erzählt Florian Bachmeier, als er bei der Ankunft von Geflüchteten in Saporischja dabei war. Das Gesicht der Frau zeigt in aller Deutlichkeit die Strapazen der siebentägigen Flucht aus Cherson, aber ebenso die Verzweiflung, die Heimat verlassen zu müssen und die Angst vor dem, was noch kommt.

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Klinovoe nahe Debaltsevo. Foto: Florian Bachmeier

Florian Bachmeier ist ein Kenner der Ukraine. Seit zehn Jahren reist er immer wieder gen Osten und dokumentiert das Geschehen. Auch bei Beginn des Angriffskrieges von Putin war der Fotograf im Land und kehrte für seine Fotoprojekte immer wieder dahin zurück.

Menschen an der Frontlinie

Da ist ein Thema die Geschichte des Landes. „Die Ukraine ist in zwei Hälften geteilt, zum einen die polnisch-litauische in Richtung Westen orientierte Seite und die eher zum russischen Kulturraum Richtung Osten orientierte Seite des Landes“, erklärt Florian Bachmeier. Er wolle eine Bestandsaufnahme der Menschen machen, die entlang dieser Frontlinie leben.


Home Ukraine. Foto: Florian Bachmeier

Der Fluss Dnipro oder Dnepr bilde in der Geschichte die Trennung. War der östliche Teil dem russischen Zarenreich zugeordnet, stand der westliche Teil unter der Habsburger Herrschaft. Für das Rotary Magazin ist der Fotograf schon zweimal auf Reportagereise in der Westukraine gewesen.

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ChildFund Tag 01. Foto: Florian Bachmeier

Jetzt arbeitet er für das Kinderhilfswerk ChildFund Deutschland und fotografierte unter anderem in Butscha, das durch die russischen Massaker traurige Berühmtheit erlangte. „Traumatisierte Kinder werden in die Westukraine verschickt“, erzählt Florian Bachmeier, der dieses Projekt dokumemtiert. Und er besuche bedürftige Familien, deren Lage sich durch den Krieg noch verschlechtert habe. „Die Häuser sind zerstört und sie sind auf Hilfe angewiesen.“

ChildFund Tag 02. Foto: Florian Bachmeier

Es mache ihn traurig und nachdenklich, wenn er diese Schicksale sehen würde, sagt er. „Es sind die tragischen Beispiele dafür, was Menschen ertragen müssen, die zwischen Hammer und Amboss geraten.“ Immer wieder erfahre er das Leid der Menschen, dann wieder aufkeimende Hoffnung, um wieder zurückgeworfen zu werden. „Das alles hat es in der Geschichte des Landes schon mehrfach gegeben.“
Die Nationalsozialisten hätten Massenexekutionen an der jüdischen Bevölkerung in der Ukraine ausgeführt und Ukrainer als Sklaven nach Deutschland verbracht, unter Stalin habe es Verfolgung und Terror gegeben.

Beerdigung von Oleg Jaschtschischin, Kirilo Wischiwanij, Sergej Melnik und Rostislaw Romantschuk in der Jesuitenkirche St. Peter und Paul; die vier Offiziere kamen zwei Tage vorher in einem Militärlager nahe der Grenze zu Polen in Jaworiw bei einem russischen Raketenangriff um; mindestens 35 Menschen starben; die Tochter von Oleg Jaschtschischin, die bei dem Angriff im selben Gebäude auf einem anderen stockwerk übernachtete und überlebte, beschreibt den Angriff als bestialisch, alles stand in Flammen, die kugelsicheren Westen die manche der Opfer trugen waren zerfetzt, Lviv, Ukraine

Trauernde. Foto: Florian Bachmeier

Er fühle sich in der Ukraine einerseits hilflos, spüre aber andererseits, dass die Anwesenheit eines Fotografen für die Menschen hilfreich ist. Die Ansprache und das Wahrgenommen werden bedeute für sie eine kleine Freude im Kriegsalltag.

Ukraine das Lebensthema

„Die Ukraine lässt mich nicht los, das wird mein Lebensthema bleiben“, konstatiert Florian Bachmeier, der keine Ambitionen hat, sich ein anderes Thema zu suchen. „Und wenn der Krieg eines Tages vorbei sein sollte, dann muss viel aufgebaut werden“, sagt er, der diese Herausforderung für die Menschen des Landes fotografisch begleiten wird. „Sie müssen dann ihre Identität neu definieren.“ Aber derzeit sei kein Ende des Krieges abzusehen.

Pavel Latsyba hebt auf dem Friedhof Gräber aus, noch sind nicht alle Opfer des Massakers von Budscha begraben; Pavel spricht von mindestens 600 Toten; er selbst wurde angeschossen, als er Wasser holen ging, die Kugel steckt noch in seiner Bauchdecke; man hat ihm gesagt, er soll nach dem Krieg zurückkommen, um sie zu entfernen; zuvor war er Soldat und hatte bereits eine Schussverletzung erlitten; Budscha, Ukraine, 2022

WiFo. Foto: Florian Bachmeier

Dabei begibt sich der Fotograf auch immer wieder in Gefahr. Er sagt: „Der Krieg kam auf mich zu, ich konnte nicht weglaufen.“ Er versuche natürlich gefährliche Situationen wie jeder andere auch zu vermeiden, aber er sei schon früher einmal in einen Hinterhalt russischer Separatistengeraten und verhaftet worden. „Es ist nicht unriskant“, räumt er ein.

Zum Weiterlesen: Florian Bachmeier: Fotografie Ukraine 2013 bis 2022

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