Florian Bachmeier

Würde in Zeiten des Krieges

Gäste der Vernissage „Der harte Weg in die Freiheit“. In der Bildmitte der Schlierseer Fotograf Florian Bachmeier und die Leiterin der VHS in Hausham Danielle Döbbener. Foto: Sabiene Hemkes

Ausstellung in Hausham

Die Bilder des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine flimmern seit einem Jahr allabendlich über die heimischen Bildschirme. Der renommierte Schlierseer Fotograf Florian Bachmeier arbeitet seit vielen Jahren in der Region. Eine Auswahl seiner Fotografien sind bis zum 30. März in Hausham zu sehen.

In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Hausham stellt Florian Bachmeier zwölf seiner Werke aus. Die großformatigen Fotos erzählen stumm die Geschichten der Menschen im Alltag in einer zutiefst unfriedlichen Welt. Der Künstler, der nach eigener Aussage mehr durch Zufall zum Beobachter des Lebens und Leidens in einer vom Krieg gezeichneten Nation geworden ist, zeigt eine den meisten von uns völlig unbekannte Lebenswelt.

Überlebenskampf in der Ukraine

In der Haushamer Ausstellung „Der harte Weg in die Freiheit“ finden sich sowohl Fotografien aus dem im Herbst erschienenen Fotoband „In Limbo“ (Ukraine 2013 – 2022) als auch aktuelle Bilder des Kriegsgeschehens im Osten Europas. Erst vor vier Wochen kehrte Florian Bachmeier von einem Aufenthalt in der Ukraine in die Idylle seiner oberbayerischen Heimat zurück.

„Ich bin immer sehr froh, wenn ich heim zu meiner Familie komme“, berichtet der Schlierseer gestern den sehr zahlreich erschienen Gästen in Hausham. Anderseits befremde ihn die so unterschiedliche Sichtweise der Menschen auf das Leben. „Wenn man wie ich den Überlebenskampf in der Ukraine miterlebt, erscheinen viele Probleme bei uns viel weniger dramatisch.“

Bayerisches Pressefoto 2022

Florian Bachmeier bezeichnet sich selbst als Dokumentarfotograf. Als einen Beobachter, der erleben und fühlen will, was die Menschen vor seiner Linse erleiden und fühlen müssen. In seinen Fotografien erzählt er deren Geschichten. Wie die einer jungen Frau, die nach einer siebentägigen, traumatisierenden Flucht aus dem umkämpften Cherson auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in Saporischschja ankommt. Dieses Foto erhielt jüngst den Preis „Pressefoto Bayern 2022“.

Ankunft von Flüchtlingen aus dem besetzten Cherson auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums: Die zwei Busse waren jeweils insgesamt sieben Tage ohne Pause unterwegs. Mehrmals wurden sie von russischen Einheiten zurückgewiesen. Die Route führte sie schließlich in das Gebiet der DNR, wo ihnen angedroht wurde, alle zu erschießen bzw. eine Scheinhinrichtung angedeutet wurde. Saporischschja, Ukraine, 2022. Foto: Florian Bachmeier

Für Florian Bachmeier steht die Sinnhaftigkeit seiner Fotos immer im Vordergrund seiner Arbeit, wie er in einem Interview verriet. Ansonsten laufe man Gefahr den Voyeurismus zu bedienen oder „einfach makabre Bilder zu schaffen“. Dem Schlierseer Künstler gelingt diese Gratwanderung eindrucksvoll bei seinen in Hausham aktuell ausgestellten Fotografien.

Entgegen Abstumpfung und Machtlosigkeit

Der Fotograf konfrontiert uns schonungslos mit den Schicksalen hinter den tagtäglich konsumierten Nachrichten über Bombenterror, Landgewinnen und Flüchtlingsgeschehen in den Medien. Mit seinen Fotografien gelingt es Florian Bachmeier den Panzer von Abstumpfung und Machtlosigkeit gegenüber dem Schrecken des Krieges beim Betrachter zu sprengen.

Florian BachmeierVermintes Feld, Marjinka, Ukraine, 2016. Foto: Florian Bachmeier

So etwa mit der Fotografie eines im Nebel liegenden Blumenfeldes, das den Besucher gleich am Anfang der Ausstellung empfängt. Auf den ersten Blick von großer Ästhetik und unglaublicher Schönheit geprägt. Wie der Künstler jedoch erklärt, sehe man dort „die zutiefst surreale Schönheit eines Minenfeldes“. Ein anderes Werk zeigt eine pflegebedürftige ältere Frau, die vor Schmerzen gekrümmt auf einem Sofa liegt. Wie im Subtext erklärt, vergeblich wartend auf die Unterstützung des ambulanten Pflegedienstes.

Ästhetik und Würde im Grauen

Es verbleibt immer wieder ein Gefühl des Mitleidens und der Wut. Doch trotz all der dokumentierten Gewalt und der Hoffnungslosigkeit beraubt Florian Bachmeier die von ihm porträtierten Menschen nie ihrer Würde. Es gelingt dem Künstler eindrucksvoll die Person(en) selbst zu beschützen, wie grausam deren individuelles Schicksal ist.

Dem Betrachter wird deutlich, dass hier der Künstler längst die reine Chronistenrolle verlassen hat. Was dieser selbst auch bestätigt. Seine Arbeit begreife er inzwischen als moralische Verpflichtung den Menschen in der Ukraine gegenüber. „Die Ukraine lässt mich nicht los, das wird mein Lebensthema bleiben.“

Florian Bachmeier finanziert sein Ukraine-Projekt fast ausnahmslos aus eigener Tasche. Die Unterstützung seiner Arbeit etwa durch den Kauf eines seiner Bilder oder des aktuellen Fotobuches IN LIMBO ist bestimmt eine sinnvolle Investition in dieser unfriedlichen Zeit.

Die Ausstellung „Der harte Weg in die Freiheit“ mit den Fotografien von Florian Bachmeier können Sie noch bis zum 30. März in den Räumen der VHS-Hausham, Schlierseer Straße 16 besuchen.

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