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Eine Halle voll Kunst – über eine Ausstellung

Sheila Furlan, Anja Verbeek von Loewis und Fabian Gatermann haben allen Grund zum Strahlen. Foto: Isabel Sophie Oberländer

Ausstellung in München

Ein kreativer Ausstellungsort in einem Wohnviertel? Ja, das geht, wie es das Konzept der halle50 in München beweist. Noch bis 21. Mai 2023 sind in den Räumen Malereien, Skulpturen und weitere Objekte der Kunstschaffenden Anja Verbeek von Loewis, Sheila Furlan und Fabian Gatermann zu bewundern!

Hier soll ein Kunstort sein?!

München, Schwabing-Freimann. Wenn man das Stadtviertel DomagkPark betritt und durch Straßen streift, an denen sich Mehrfamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten, Tretrollern und Kinderschuhen an den Türen aneinanderreihen, ist die Verwirrung groß. Hier soll es Künstlerateliers und eine große Ausstellungshalle geben?

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In der 2008 sanierten früheren Kaserne ist nun Platz für künstlerische Entfaltung. Foto: IO

Im Viertel leben – und Kunst erleben!

Am Ende der Straße findet sich des Rätsels Lösung: Im ehemaligen Funkkasernengebäude der Domagkstraße befindet sich mit 101 Ateliers für insgesamt 140 Kunstschaffende nicht nur das größte städtische Atelierhaus der Region, sondern ebenso der Ausstellungsraum halle50. Das Areal beherbergt auf großzügigen 160 Quadratmetern mehrere wechselnde Expositionen pro Jahr.

Aktuell wird unter dem Titel „Portal“ ein Zusammenspiel der Werke von Fabian Gatermann, Sheila Furlan und Anja Verbeek von Loewis gezeigt. Es sind Fotografien, Zeichnungen, Raumintervention, Malereien, Skulpturen und Objekte zu sehen. Sie alle teilen das Spiel mit dem Material, den Einbezug von Licht und Transparenz und die Überlagerung von Bedeutungsebenen. Auch die Auseinandersetzung mit der Umgebung haben die Kunstgegenstände gemeinsam.

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Die Künstlerin Anja Verbeek von Loewis vor einem ihrer TONDI. Foto: IO

Anja Verbeek von Loewis, die Meisterin der Bilderwelten

Anja Verbeek von Loewis erforscht in ihren Bildwelten innere Zusammenhänge, die sie Intuitiv in atmosphärische Bilderwelten umsetzt.” So beschreibt die Kunsthistorikern Anna Wondrak in der Eröffnungsrede zu „Portal“ den Schaffensprozess der Künstlerin. Das verbindende Element aller ihrer Arbeiten ist die Bewegung. Die Serie „Inbilder“ erweckt zeitlose, reduzierte Figuren zum Leben. Sie sind inspiriert von einem Schlüsselerlebnis Verbeek von Loewis‘ im brasilianischen Urwald, das zur Suche nach Urbildern und intuitiven Zuständen geführt hatte. Die Annäherung an diese Themen sind Darstellungen von Bewegung durch wenige Pinselstriche selbst angemischter Pigmente und Tusche, wie beispielsweise in Tanz versunkene Personen im ausgestellten Bild.

Eine weitere, sehr präsente Gruppe sind die „Tondi“, eine Reihe runder, großformatiger und sehr vielschichtiger Gemälde. In einem langen Prozess werden Blütenblätter oder Pflanzen auf der Grundierung aufgetragen, aber auch Ölfarbe, Bienenwachs, Sand, Pigmente, und viele variierende Schichten in variabler Reihenfolge pastos aufgebracht. Das passiert oft mit anschließender Anreicherung mit Blattgold. Es entstehen Gemälde von beeindruckender Farbigkeit und reliefartiger Textur, die in ihrer tiefenräumlichen Wirkung gleichzeitig flächig und plastisch erscheinen.

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Sheila Furlan – Ausstieg. Foto: IO

Auch Sheila Furlans Arbeiten laden durch die Umsetzung philosophischer Grundgedanken zur Erweiterung des eigenen Blickwinkels ein. Einfühlsam nähert sich die Künstlerin den Komponenten Raum und Zeit an, wobei Alltagsgegenstände eine Rolle spielen. Auf den ersten Blick wirkt das ausgestellte Objekt „Ausstieg“ nur wie ein auf einem Stuhl drappiertes Stück Organzaseide. Bei der Betrachtung der Fotografie dahinter wird klar, dass es sich um die Hülle einer ehemals darin eingenähten Frau handelt, die zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit auf diesem Stuhl platzgenommen hatte, bevor sie dem Kokon entschlüpft ist.

Nicht nur durch die Verschränkung verschiedener Medien, die sich aufeinander beziehen, sondern auch anhand der Behandlung mehrerer zeitlicher Ebenen hebt Sheila Furlan den Begriff Vielschichtigkeit auf eine neue Ebene. „Festhalten und gleichzeitig loslassen. Das ist eine Kunst, die Sheila Furlan perfekt beherrscht. Die Werke machen den flüchtigen Augenblick permanent”, fasst Anna Wondrak zusammen.


Tausend Kunstwerke in einem: Wandstele #0 groß von Fabian Gatermann. Foto: IO

„Mich fasziniert am meisten, wie der Künstler mit dem ephemeren Moment der Lichtbrechung spielt. So bekomme ich immer ein neues Objekt zu sehen, wenn ich die Ausstellung besuche”, sagt eine junge Besucherin und knipst begeistert Fotos von Fabian Gatermanns farbig abstrahlenden Glasplatten. Mit ihrer Aussage bezieht sie sich auf den Wechsel von Farben und Überlagerung, der je nach Tageszeit und Lichteinfall eine andere Struktur erzeugt. Licht, gepaart mit technischer Experimentierfreude, sind die Grundbausteine der originellen Arbeiten.


Die partizipative Performance von Anja Verbeek von Loewis bestand aus einer Live-Malerei mit musikalischer Untermalung vor Ort. Foto: IO

Live-Painting, Live-Musik in halle50

Den krönenden Abschluss der Vernissage bildete eine Momentmalerei-Performance von Anja Verbeek von Loewis, in musikalischer Begleitung von Ludger Bartels, Frederick Verbeek von Loewis und Hadi Alizadeh.

Ausstellung „Portal“: 12.-21.05.2023, Do, Fr 17–20 Uhr // Sa, So 15–21 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. halle50, Margarete-Schütte-Lihotzky-Str.30, 80807 München.
Domagk Künstlersonntag 21. Mai, 16:00 Uhr: kostenlose Führungen durch ausgewählte Ateliers durch Melanie Fürst.
Die Veranstaltungen in den Domagkateliers werden unterstützt vom Kulturreferat der LH München.

Zum Weiterlesen: Kunst Bei WTS. Eine außergewöhnliche Sammlung

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