Historischer Verein Miesbach

Historischer Verein Miesbach soll Geschichte erhalten

Franz-Josef Rigo (l.) hat die Gründung eines historischen Vereins für den Landkreis Miesbach initiiert, für welchen Miesbachs Bürgermeister Gerhard Braunmiller (Mitte) die Schirmherrschaft übernommen hat. Michael Stephan sprach bei der Auftaktveranstaltung im Waitzinger Keller Miesbach. Foto: Selina Benda

Historischer Verein Miesbach

Dass Geschichte bewahren nicht nur der Überlieferung von Vergangenem an die folgenden Generationen dient, ist längst bekannt. Für Franz-Josef Rigo bildet belegte Historie jedoch sogar das Fundament für eine funktionierende Demokratie. Mit der Gründung des Historischen Vereins Miesbach will der freie Journalist und selbsternannte „kritische Lokalpatriot“ die kulturelle Tradition des Landkreises bewahren und die noch bestehenden Lücken in der geschichtlichen Aufarbeitung dieser schließen.

Der Historiker trug sich schon sehr lange mit der Idee zur Gründung eines solchen Vereins schwanger, wie er kürzlich in der Auftaktveranstaltung im Waitzinger Keller Miesbach vor etwa 40 Interessierten erzählte. Durch mehrere pandemiebedingte Verschiebungen, fand diese nun endlich statt und mittlerweile konnte Franz-Josef Rigo bereits einige Unterstützer für sein Projekt gewinnen. Landrat Olaf von Löwis und Miesbachs Bürgermeister Gerhard Braunmiller etwa haben die Schirmherrschaft für den Geschichtsverein übernommen, wohlgleich dieser erst noch gegründet werden muss. Vorsitzen möchte der freie Journalist diesem nicht, lediglich als Initiator, Ideengeber und Berater zur Seite stehen. Franz-Josef Rigo selbst beschreibt sich als „stark heimatverbunden mit einem Faible für den bayerischen Dialekt“.

Geschichte und Heimat gehören zusammen

Dass dem Journalisten aus Bad Wiessee die Geschichte und deren Akteure am Herzen liegen, bewies er unter anderem im vergangenen Jahr, als er zusammen mit dem Kulturzentrum der Stadt Miesbach das Ludwig-Thoma-Symposium zu dessen 100. Todestag veranstaltete. Auch in diesem Herbst steht wieder ein Symposium an – diesmal zum Thema „Heimat“. Für Franz-Josef Rigo gehören Heimat und Geschichte untrennbar zusammen und der Landkreis Miesbach mit seinen 17 Kommunen kann laut dem Historiker auf ein „breites und vielseitiges Spektrum an Geschichte und Brauchtum, von Überliefertem und Althergebrachten“ blicken. Jedoch gäbe es auch hier noch weiße Flecken und schmerzhafte Lücken, welche durch eine systematische Aufarbeitung durch den, über die Grenzen der einzelnen Kommunen hinaus arbeitenden Verein, geschlossen werden sollen.

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Franz-Josef Rigo und Katharina Osterauer beim wissenschaftlichen Kolloquium zum 150. Geburtstag von Ludwig Thoma. Foto: Katja Klee

Der Landkreis Miesbach setzt sich unter anderem aus den historischen Gebieten der ehemaligen freien Reichsgrafschaft Hohenwaldeck, aus Teilen der ehemaligen Fürstabtei Tegernsee, aus dem Gebiet des Klosters Weyarn und der Grafschaft Valley zusammen – allein diese Fakten bieten genug Stoff für die Arbeit des Geschichtsvereins. Franz-Josef Rigo möchte jedoch auch Themen wie Sitten, Bräuche, architektonische Denkmäler und sogar Archäologie beleuchten. Besonders wichtig ist ihm die sogenannte „Oral History“, also die von Zeitzeugen überlieferten Berichte. „Es ist enorm wichtig, dieses Material schnell zu sichern“, erklärte der Journalist. Am Herzen liegt ihm vor allem, „dass der Funke über die Generationsgrenzen hinweg überspringt“. Junge Menschen auf die Bedeutung der Historie aufmerksam zu machen und sie dafür zu begeistern, sei eine der wichtigsten Aufgaben des Vereins. Eine analytische Bestandsaufnahme, die Diagnose von Lücken, einen Forschungsplan entwerfen und eine Publikationsplattform – etwa in Form eines Jahrbuches – zu finden, wäre laut Franz-Josef Rigo ein möglicher erster Fahrplan.

Viele Aufgaben für den historischen Verein Miesbach

Doch er möchte dabei nicht nur die bestehenden Vereine, Schulen, Kirchen und Verbände im Landkreis sowie die zahlreichen ehrenamtlich Engagierten vernetzen, sondern nimmt bewusst auch die Gemeinden mit ihren Verwaltungen in die Pflicht. „Den Grundstock historischer Arbeit bilden gut geführte Archive und diesen Schuh muss sich jede Kommune als Pflichtaufgabe anziehen“, stellte er klar. Auf die Unterstützung der Bürgermeister kann Franz-Josef Rigo nach einigen Gesprächen in den vergangenen zwei Jahren zählen. Miesbachs Rathauschef Gerhard Braunmiller wünschte dem künftigen Verein in seiner Ansprache „viel Glück für die Umsetzung dieses gewaltigen Projekts“.

Wissenschaft, Bildung und Engagement

Laut Michael Stephan gehört der künftige Historische Verein Miesbach zu einem der wenigen Vereine in Oberbayern mit vergleichbarem Anspruch. Der Vorsitzende des Historischen Vereins von Oberbayern und des Verbandes bayerischer Geschichtsvereine, erläuterte die wichtigsten Garanten für erfolgreiche Geschichtspflege: Wissenschaftspflege, Bildungsarbeit sowie bürgerschaftliches Engagement. Vor allem in der Bildungsarbeit sah der langjährige Leiter des Münchner Stadtarchivs viel Potential für die Zukunft. Vereine seien oft auch Orte der Geselligkeit und fördern die regionale und lokale Vernetzung. „Dabei müssen wir selbstkritisch genug sein und uns eingestehen, wie wenig Frauen und junge Leute dabei mit einbezogen werden“, merkte Stephan zum Nachdenken an. Genügend Ansatzpunkte für mehr Jugendarbeit gäbe es laut ihm allemal und auch die Integrationsleistung eines Geschichtsvereins sei eine zentrale Aufgabe, die es mit zu beachten gelte. Gerade im Hinblick auf den aktuellen Krieg in der Ukraine sei auch die europäische Entwicklung ein „brisantes und enorm wichtiges Aufgabenfeld“.

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„Wir können stolz auf unsere Geschichte im Landkreis sein“, sagte Gerhard Braunmiller. Diese aufzudecken und die Zusammenhänge erkennbar zu machen, erfordere ein ganzes Team. „Geschichte ist ein komplexes Phänomen und es gibt viel zu tun“, weiß auch Franz-Josef Rigo. Er hofft, dass sich viele Interessierte zusammen finden, um diese wichtige Aufgabe gemeinsam zu bewältigen. „Die Geschichte wiederholt sich ja doch immer wieder, man könnte da schon auch was draus lernen“, fügte der Historiker schmunzelnd hinzu.

Die Gründungsveranstaltung des Historischen Vereins Miesbach, soll zwischen Ostern und Pfingsten stattfinden. Interessierte können sich für weitere Informationen per E-Mail unter franzjosefrigo@gmail.com an Franz-Josef Rigo wenden.

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