Horst Hermenau und die Pfeile des Eros

„Die vielen Briefe…“. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

„Eros“ nennt Horst Hermenau seine aktuelle Ausstellung in der Galerie im Autopavillon Steingraber in Holzkirchen. Wer frivole Bilder erwartet, wird herb enttäuscht. Wer sich mit dem Begriff des Eros aber ernsthaft auseinandersetzt, erlebt eine facettenreiche tiefgründige Schau in hoher künstlerischer Ausprägung.

Beginnt man mit der Wanderung durch die Ausstellung im Uhrzeigersinn links, dann trifft man auf drei Bilder, die an die Renaissancemalerei erinnern, sowohl vom künstlerischen Duktus als auch vom Inhalt. Es sei ein Bekenntnis zu dem, wo er herkomme, sagt Horst Hermenau. Er habe die Kunst seiner guten alten Malerfreunde der Vergangenheit eingesaugt, gefiltert und er versuche dies mit eigener Bildsprache zu vereinen.

Mit Humor

Ein bisschen Humor steckt auch drin, wenn da die drei Göttinnen Aphrodite, Athene und Hera in schöner und edler Zurückhaltung auf das Urteil des Paris warten. Aber „Er hat schon wieder den Apfel vergessen“.

Auch „Auf der Suche nach Heimat“ beleuchtet ein uralt-aktuelles Thema. Die auf der Erde knieende nackte Frau symbolisiert die Verbindung mit Mutter Erde, aus der alles entsteht.

Horst Hermenau Eros
„Er hat schon wieder den Apfel vergessen“ und „“Das Rätsel“. Foto: MZ

Der erste Eindruck Renaissancemalerei erhält bei genauem Betrachten die typisch Hermenausche Erweiterung. Der Künstler hat als Hintergrund eine mehrfach belichtete Fotografie benutzt, zwischen scharf, mittelscharf und unscharf. In diese surreale Landschaft hinein platziert er seine Ölmalerei.

Vergangenes und jetzt Vergehendes

Sind die ersten Bilder noch entsprechend dem grauen Hintergrund monochrom, erscheint im letzten Bild auf der linken Seite Farbe. Hier habe er ein verfallendes Hotel in Kroatien fotografiert und einen ertruskischen Reiter hineinkomponiert, erklärt der Künstler. Lang Vergangenes und jetzt Vergehendes habe er zusammenbringen wollen.

Zerbröselte Bilder

An der Frontseite hängen farbintensive Bilder, die zumeist mit einer anderen Technik entstanden. Horst Hermenau erzählt, dass sein Fernsehgerät zuweilen defekte Wiedergabe liefere, dann fallen Bild und Ton auseinander. Für ihn seien das die Vorstufen der perfekten HD-Bilder, hier sehe man die ungeschminkte Nichtperfektion. Er habe solche zerbröselte Bilder fotografiert und mit Malerei ergänzt.

Horst Hermenau Eros
Horst Hermenau an der Frontseite seiner Ausstellung. Foto: MZ

„Selbstporträt mit Fremden“ nennt er zwei dieser Bilder, in denen man unschwer den Künstler unter Fernsehleuten wahrnehmen kann. „Wir haben ständig fremde Leute in der Wohnung“, sagt er, der sich gern hineingemogelt hat, denn „mich interessieren alle Menschen.“

Anmut und Würde

Wie ein Klassenzimmer sieht das TV-Foto „Das Gewissen“ aus, in dem ein Porträt mit einem unklaren Alter Ego zu erkennen ist. Er wolle damit daran erinnern, dass in unserer Zeit zu viel gedacht werde, das andere aber, das Ewige, die Seele oder vielleicht das Gewissen verlorengehe.

Mit einem ironischen Blick schaut der Künstler auf die badenden Jugendlichen in „Der Übersetzungsfehler“. Der Hintergrund ist der Schillersche Text über Anmut und Würde zu erkennen, den der junge Mann aber wohl nicht kennt oder falsch interpretiert, denn er bedient sich plumper Anmache.

Horst Hermenau Eros
.„Ich Parshippe jetzt“. Foto: MZ

Zwei sehr ähnliche Frauenporträts hat Horst Hermenau in sehr unterschiedliche Hintergründe komponiert. Im „Käfig“ wirkt alles unangenehm schwülstig, im „Erstaunen“ angenehm licht.

Keine Kritik an digitalen Partnerbörsen wolle er üben, sondern nur ein wenig ironisieren, meint der Künstler, was ihm schon mit dem Titel „Ich Parshippe jetzt“ gelingt. Auch die permanente Beschäftigung mit Handys nimmt der Künstler mit „Unsere schöne kleine Heimat“ auf die Schippe, ohne zu moralisieren.

Nur Briefe

Ganz rechts fällt die offensichtlich verzweifelte liegende Frau auf, die Horst Hermenau in eine Fotocollage der Neuen Pinakothek hineingemalt hat. „Die vielen Briefe…“ sind, so erzählt er, eine Erinnerung an den Maler Hans von Marées, der viele Jahre in Rom gearbeitet hat, während seine Geliebte in Deutschland auf seine Briefe angewiesen war, die männliche Skulptur im Hintergrund scheint kein Ersatz zu sein.

Horst Hermenau Eros
„Verschiedene Träume“. Foto: MZ

Auch das Musikerpaar ganz rechts ist wohl nicht ganz glücklich. Er versinkt in seiner Musik, verschwindet nachgerade in ihr, denn sein Gesicht ist nicht erkennbar, sie ist verwirrt und ratlos. Ratlos ist auch die Jazzsängerin, die sich inmitten einer bayerischen Blaskapelle wiederfindet.

Goldene und bleierne Pfeile

So ist das mit dem Eros also. Er kann goldene und bleierne Pfeile verschicken, sagt der Künstler lächelnd. Seine Kollegin, die Philosophin Angelika Mirlach, habe in ihrer Laudatio den Ursprung des Eros in der Antike beleuchtet, ihn dann in seiner Bedeutung über das Mittelalter und wie er durch das Christentum in Misskredit brachte bis in die Neuzeit begleitet. Durch Psychologie, insbesondere durch Freud, sei der Eros sehr unterschiedlich behandelt worden.

Sein Interesse habe schon über Jahrzehnte diesem Thema gegolten, sagt der Künstler. Und auch er hat das Thema aus vielen Blickwinkeln bearbeitet, die dem Betrachter Inspiration geben, Eros in seiner Vielfalt zu sehen.

Die empfehlenswerte Ausstellung „Eros“ von Horst Hermenau ist noch bis zum 6. Juli in der Galerie im Autopavillon Steingraber, Robert-Bosch-Straße 1 in Holzkirchen montags bis freitags 10 bis 18 Uhr und samstags 10 bis 15 Uhr zu sehen.

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