Kuhmistkunst

Kuhmistkunst von Werner Härtl

Werner Härtl mit „Europas Entführung“. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

Kuhmistkunst zeigt Werner Härtl derzeit in der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing. Der Künstler aus Reichersbeuern stellt mit Material und Inhalt seiner Bilder eine direkte Verbindung zur bäuerlichen Landwirtschaft und zur Wertschätzung der Kuh her.

Kuhmistkunst
Milli Musi: Helmut Höllwart, Martha Höllwart, Schorsch Hahn und Birgit Halmbacher (v.l.). Foto: MZ

So war auch die Vernissage „Kuh & Co… und Du“ eine Veranstaltung, die die bäuerliche Kultur des Oberlandes in vielfältiger Hinsicht widerspiegelte. Organisator Georg Hahn läutete sie dreimal mit einer Kuhglocke ein und startete mit seiner Milli Musi und einem Jodler. Die vierköpfige Formation mit Birgit Halmbacher, Martha und Helmut Höllwart und Schorsch Hahn begleitete den Abend musikalisch mit Jodlern und Dreigsang.

Kuhmistkunst
Werner Härtl und Konrad Buckel, Vorstand der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing. Foto: MZ

Auch Raiffeisenbankvorstand Konrad Buckel betonte die Verbindung des traditionsreichen Gebäudes in Holzkirchen mit der Landwirtschaft.
„I bin a Kuh“ verkündete Schorsch Hahn und als solche erzählte er vom schönen Leben der Kuh, aber nur so lange wie „du in der goldenen Mitte bleibst“, denn woanders werde die Kuh heilig verehrt, hier aber sei sie als Sonderangebot nichts wert.


Schorsch Hahn als Kuh. Foto: MZ

„Da Kuahdatschi is a gschissene Gottesgab“, stimmte der Biobauer aus Großhartpenning in die Bilderwelt von Werner Härtl ein. Der sagte es ebenso drastisch: „Danke, dass ihr euch meinen Scheißdreck anschaut.“ Er habe das Glück, in einer Gegend zu wohnen, wo das Handwerk und die bäuerliche Kultur noch etwas wert seien. Wo es gute Lebensmittel gebe und deshalb lade er auch zur Brotzeit mit Produkten vom Hohsepperl Bauern, Anton Demmel und anderen regionalen Erzeugern ein.

Europa und die Billigangebote

Das stehe im Gegensatz zu dem, was er in seinem Bild „Europas Entführung“ zeigen wolle, nämlich die Quintessenz, wenn man den Markt sich frei entwickeln lässt. Dann ist Europa voller Billigangebote, während Flüchtlinge im Meer ertrinken.

Kuhmistkunst
Almfamilie II. Foto: MZ

Als Kontrastprogramm ist dieses provokante Bild eingerahmt von zwei Bildern, die er „Almfamilie“ nennt. Auf dem einen sieht der Almer dem Hahn Schorsch verblüffend ähnlich.

Kuhmist als Malmaterial

Werner Härtl hat vor Jahren bereits, als er als Betriebshelfer in der Landwirtschaft arbeitete, für sich den Kuhmist als Malmaterial entdeckt, da er gut auf verschiedenen Untergründen haftet und eine abwechslungsreiche Struktur mit zahlreichen Fremdkörpern hat.


Alles Glück. Foto: MZ

Seitdem experimentiert er mit Kuhdung und zeigte seine Werke schon auf mehreren Ausstellungen. Die Bilder entwickeln einen besonderen Reiz durch ihre Farbgebung in Sepiatönen, womit ein altmodisch anmutende Stimmung erzeugt wird.

Liebevolle Hommage

Der Künstler will in seinen Bildern das Spannungsfeld der heutigen Zeit im Verhältnis zur Kuh transportieren. So sind seine Bilder einerseits eine liebevolle Hommage an die Kuh und andererseits zeigt er auch, wie das Tier in vielfältiger Weise durch die Zivilisation missbraucht wird.


Warme Flanke. Foto: MZ

Mit welch zufriedener Geste die Bäuerin die Kuh in althergebrachter Weise melkt und ihren Kopf dabei an die warme Flanke legt. Und welche Freude strahlt aus dem Gesicht des Mädchens, das in den Sommerferien zu Gast auf dem Bauernhof ist – heile Welt.

Aber es gibt auch den makabren Freizeitspaß, wie Bull Riding oder den Stierkampf in Spanien. Dem Helden aber scheint es am Ende auch nicht gut zu gehen.


Trauriger Held. Foto: MZ

Werner Härtl hat auch Rinder in anderen Regionen der Welt gemalt, so die Ankole, eine Watusiart in Uganda mit ihren riesigen Hörnern.

Die Kuhmistkunst von Werner Härtl besticht nicht nur durch das außergewöhnliche Material, sondern ebenso durch die malerische Kompetenz und die sowohl wertschätzenden als auch kritischen Botschaften, die der Künstler mit seiner Kuhmistkunst vermittelt.


Ankole. Foto: MZ

Lesetipp: Der Kuhmist-Alchimist Werner Härtl in der 34. Ausgabe der KulturBegegnungen, Seite 17

Die Ausstellung „Kuh & Co…& Du“ von Werner Härtl in der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing Marktplatz 11 ist bis zum 6. April zu den Öffnungszeiten der Bank zu sehen.

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