Schönes Erscheinungsfest der 39. KulturBegegnungen

Das Redaktionsteam der 39. KulturBegegnungen. Foto: Jacqueline Krause-Burberg

Erscheinungsfest der 39. KulturBegegnungen

Wenn der Hund von Christiane Tramitz gebürstet wird und dessen Haare gleich zu einem Garn am Spinnrad verarbeitet werden und bei Jacqueline Krause-Burberg plötzlich die Rosenheim-Cops anrufen – dann ist man nicht im falschen Film, sondern beim Erscheinungsfest der 39. Ausgabe der KulturBegegnungen von KulturVision e.V. Die Feier zum Erscheinen der neuen Kulturzeitung am vergangenen Mittwoch war „die Schönste von allen“, ist sich das Redaktionsteam einig.

So kurios wie die eingangs erwähnte Szene auch klingen mag, erfunden ist sie wirklich nicht. Genau so ist es nämlich bei der schönen Feier im Altwirtsaal in Warngau passiert, die zu Beginn noch in ein wunderbares Licht der untergehenden Sonne getaucht wurde.

Lesetipp: Umbruch

Genau das richtige Ambiente für den feierlichen Abend, den das Redaktionsteam gemeinsam mit den Protagonisten der neuesten Ausgabe erleben durfte. Klassisch bei Brot, feinen Aufstrichen, Bier und Wein kamen sie zusammen, um sich kennenzulernen und zu vernetzen. „Ein Abend der Begegnungen“, sollte es laut Monika Ziegler sein. Und wurde es auch.

Interessante Kulturbegegnungen

An den Tischen saßen etwa das Verlegerehepaar Hartmut und Verena Wolf mit Kerstin Trümper-Kumaus und Timm Jelitschek von der Gemeinwohlökonomie-Regionalgruppe Miesbach zusammen. Die Fotografin Cordula Flegel mit Kirchenmalerin Bettina von Boch und dem Multitalent Georg Huber unterhielten sich in der anderen Ecke des Raumes.

Angeregte Gespräche gab es auch am Tisch von Bestseller-Autorin Christiane Tramitz, dem Metallbildhauer Kian Lorentz, der Garndesignerin Karin Sandring-Haag und dem Bildhauer Markus Thurner vom Partnerverein Achenkirch.


Die Geschwister Kofler eröffneten den Abend musikalisch. Foto: Petra Kurbjuhn

Nach der musikalischen Eröffnung des Abends der Schwestern Anna und Franziska Kofler, führte die Vereinsvorsitzende Monika Ziegler Seite für Seite durch die 39. KulturBegegnungen. Das Titelthema „Umbruch“ wollte das Redaktionsteam in dieser Ausgabe positiv begleiten.

Mit den verschiedenen Geschichten der Protagonisten sei zu erkennen, dass ein Umbruch auch immer der Startschuss sei, um Neues zu entdecken, sich zu öffnen für andere Ideen und auch mal etwas Ungewöhnliches zu wagen. „Es gibt so viele neue Ideen, Angebote und Projekte im Landkreis in der Kultur – es bewegt sich gerade wirklich viel“, freute sie sich.

Künstler und Pioniere

Wie immer durften die Protagonisten der Artikel auch ihre Arbeiten präsentieren und dies führte dieses Mal dazu, dass der Altwirtsaal in jeder Ecke eine andere Besonderheit zu bieten hatte. Die farbstarken Bilder von Georg Huber etwa, der den Anwesenden in seinem Beitrag davon berichtete, wo seine tiefe Liebe zu Amerika eigentlich ihren Ursprung hat.

Kian Lorenz hatte eine seiner ersten Arbeiten mitgebracht. Er erzählte davon, wie sein anfängliches Hobby immer mehr zu seiner großen Leidenschaft wurde und er damit seinen Weg in die Kulturszene des Landkreises fand.


Der Künstler Reinhold Schmid. Foto: Petra Kurbjuhn

Der Valleyer Künstler Reinhold Schmid ist in der 39. Ausgabe der Seite 3 Künstler, ein Ehrenplatz in der Zeitung. Er präsentierte ein paar seiner Werke, erklärte den Aufbau und Unterschied zwischen seinen realitätsnahen und den zur Abstraktion neigenden Bildern. Aber der Maler ist auch als Autor seit vielen Jahren für den Verein tätig und bedankte sich bei Monika Ziegler für die langjährige Zusammenarbeit und bei Autorin Ines Wagner für sein Portrait mit Blumen.


Monika Ziegler (l.) mit Birgit Halmbacher im Gespräch. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Kulturbeauftragte der Stadt Tegernsee Birgit Halmbacher erzählte von ihren Anfängen, als sie wie die Jungfrau zum Kinde, plötzlich zur Leitung der Tegernseer Woche kam, welche in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert. „Eigentlich wollte ich dem Gründer und langjährigen Leiter Franz Josef Pütz nur meine Hilfe anbieten“, erzählte sie. Doch der damalige Tegernseer Bürgermeister Peter Janssen hatte andere Pläne für sie und so ist sie nun bereits seit zwölf Jahren die Leiterin dieses kulturellen Highlights.

Werte erhalten und wertschätzen

In den KulturBegegnungen auf Seite 7 unterhielten sich die Verleger Daniel Glasl und Hartmut und Verena Wolf über ihren mutigen Schritt in die Branche. Bei der Feier in Warngau führte Verena Wolf die Anwesenden durch ihre Präsentation: „Warum ins Museum gehen oder nach Rom reisen?“ Denn bei den Recherchen für das erste Buch aus dem Miesbacher Verlagshaus entdeckte die Autorin, welche Schätze sich in den Dorf-Kirchen im Landkreis verbergen.


Verena Wolf (l.) bei ihrem Vortrag. Foto: Petra Kurbjuhn

Von Fresken und Gewölben bis hin zu Schmerzensbildnissen und Madonnen – den Vergleich zwischen den berühmten Werken, wie sie etwa in der Sixtinischen Kapelle in Rom zu sehen sind, brauchen die regionalen Kirchen absolut nicht scheuen. Eine Form der Wertschätzung der Region sei das Buch Glockenklänge im Miesbacher Land auf seine ganz spezielle Art und Weise.

Wertschätzung für die Arbeit der Almbauern in der Region und der Kulturlandschaft, welche durch ihr generationenüberdauerndes Wirken und Arbeiten entstanden ist, hielt Cordula Flegel in ihrem Buch Bauernlandschaft fest. Die Fotografin begleitete dafür die Landwirtsfamilien mit der Kamera und lässt sie in begleitenden Worten selbst erzählen, wofür sie stehen und was ihnen wichtig ist.


Die Kirchenmalerin Bettina von Boch. Foto: Petra Kurbjuhn

„Werte erhalten“ heißt der Titel der Geschichte über die Kirchenmalerin Bettina von Boch, welche ihre vielseitige Arbeit vorstellte und dazu aufrief, mit offenen Augen die alten Häuser mit Lüftlmalerei oder die Gemälde in den regionalen Kirchen zu betrachten. Denn das Handwerk der Kirchenmaler erhält diese antiquaren Schätze für die Nachwelt.

Kulturbegegnungen und Umbrüche

Einen Umbruch in den Darbietungen bot wahrlich der Kurzfilm von Thomas Zeug. Der Filmemacher zeigte eine Folge der Serie, welche sich um die beiden Aliens Quiqueck und Hämat dreht, und begeisterte die Anwesenden mit seinem animierten Science-Fiction-Film.


Für einen Umbruch sorgte Thomas Zeug mit seinem Animationsfilm. Foto: Petra Kurbjuhn

Leider nicht einer Fantasie entsprungen, sondern bittere Realität sind die schrecklichen Vorgänge der NS-Bewegung im Bayerischen Oberland zwischen 1919 und 1923. Edith Raim, Marion Hruschka, Ulrika Haerendel und Susanne Meinl haben gemeinsam das Buch Revolution und Reaktion geschrieben und herausgegeben. Letztere ist Historikerin und erzählte darüber, wie sie auch heute noch im bayerischen Voralpenland die Schwingungen aus dieser Zeit zu spüren bekommt und auch, dass mit der Stadt und dem Landkreis Miesbach noch viele Geschichten verbunden wären, die in den Archiven schlummern und aufgedeckt werden sollten. „Trauen auch Sie sich selbst, das anzuschauen und herauszufinden“, ermutigte sie die Anwesenden.


Die Bestseller-Autorin Christiane Tramitz. Foto: Petra Kurbjuhn

Mit den Abgründen der Seele hatte sich Christiane Tramitz in ihrem Beruf als Verhaltensforscherin bereits beschäftigt. Neben Rechtsextremismus schrieb sie auch über die generelle Armut in Deutschland sowie die Kinder-Obdachlosigkeit. Als Bestseller-Autorin schreibt sie nun über „Menschen die nicht jammern, die die Härte des Lebens so nehmen wie sie kommt und trotzdem ihren Weg gehen“, erzählte sie.

Wie etwa über eine Totengräberin im Chiemgau in ihrem neuen Buch Der Geruch von Erde, aus welchem sie ein kurzes Kapitel vorlas. Das Vokalensemble „Cinqcanto“ war zwar lediglich durch Johanna Betzinger und Claudia Simon vertreten, die ließen es sich aber nicht nehmen, eine kurze Darbietung als „Rausschmeißer“ zu singen.

Ein Hund, ein Spinnrad und die Cops

Doch nun folgt endlich die Aufklärung was da eigentlich mit dem Hund, dem Spinnrad und den Rosenheim-Cops los war. Es kam so, dass Karin Sandring-Haag eines ihrer Spinnräder zur Demonstration mitgebracht hatte und sich während den Vorträgen schon mit dem Hund von Christiane Tramitz angefreundet hatte.

Da die Garndesignerin mit Vorliebe Tierhaare für ihre Arbeit verwendet, unterzog sie Wilmer, den Golden-Retriever-Opa, spontan einer kleinen Pflegeeinheit mit Haarbürste und verarbeitete sein Fell zugleich zu einem Garn.
Die Garndesigner Karin Sandring-Haag. Foto: Petra Kurbjuhn

War diese Szenerie an und für sich schon kurios genug, klingelte plötzlich das Handy der Star-Fotografin Jacqueline Krause-Burberg. „Sorry, da muss ich rangehen, das sind die Rosenheim-Cops“, sagte sie noch, schaltete das Handy auf Lautsprecher und der gesamte Raum schwieg und lauschte gespannt dem kurzen Telefonat.

Sie hatte in ihrer Laufbahn schon immer die Größen der Film- und Fernsehszene vor der Linse, von Anthony Quinn bis Marianne Sägebrecht. Einen Ausschnitt ihrer Arbeiten präsentierte die Fotografin in einem aufwendig zusammengestellten Gesamtkunstwerk.


Die Fotografin Jacqueline Krause-Burberg. Foto: Petra Kurbjuhn

Ein alter Röhrenfernseher aus dem Jahre 1957 auf einem passenden Tischlein, mit der „Hörzu“ aus demselben Jahrgang und zwei Fläschchen Unterberg und Spitzendeckchen dekoriert. Sie mahnte an, dass auch in der Filmbranche und in der Gesellschaft nun ein wichtiger und gewaltiger Umbruch stattfinden müsse. „Die Menschen wissen nicht mehr, wie sie miteinander umgehen sollen“, sagte sie. „Wie wollen wir miteinander leben?“, sei eine Frage, die wir uns alle stellen sollten.

Wir machen weiter

Beseelt ob der vielen neuen Eindrücke, lustigen Momente und netten Bekanntschaften mit den unterschiedlichsten Menschen fuhren an diesem Abend alle nach Hause. Nicht nur solche schönen Abende, wie die Feier der 39. Ausgabe der KulturBegegnungen, spornen das Redaktionsteam an, trotz aller Hindernisse wie etwa gestiegene Papierpreise weiter zu machen.

Es sind die Geschichten über solch interessante Menschen und deren Wertschätzung für die Kulturzeitung, die den Verein KulturVision dazu veranlassen, weiter zu machen. Die 40. Ausgabe wird dann ein Jubiläum sein – also wieder ein Grund, um ein solch schönes Fest feiern zu dürfen.

Hier geht es zum downloadfähigen PDF der 39. KulturBegegnungen.

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