Laura Handler

Laura Handler und die Wiener Philharmoniker

Die Geigerin Laura Handler. Foto: privat

Künstlerporträt

Ein Zusammentreffen der besonderen Art fand jetzt beim Abschlusskonzert des Internationalen Musik Meisterkurses Slavonice unter der Leitung von Mitgliedern der Wiener Philharmoniker im niederösterreichischen Fratres statt. Laura Handler aus München, die schon mehrfach im Rupertihof Rottach-Egern mit ihrer Schwester Anna konzertierte, begeisterte mit ihrem Spiel das Publikum.

Der Name im Programm sprang mir ins Gesicht. Hatten wir doch in der 35. Ausgabe der KulturBegegnungen über den inhaltsschweren Schrank von Kunigunde Bagemihl berichtet, der einst dem Dirigenten Hans von Bülow gehörte. Dabei hatte mir die Besitzerin von dem Geschwisterpaar Anna und Laura Handler erzählt, Anna habe kürzlich den Hans von Bülow Preis erhalten.

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Jetzt saß ich im abgelegenen niederösterreichischen Fratres bei unserem Kulturpartner, der Kulturbrücke zum Konzert. Seit 2020 leitet Milan Šetena, Mitglied der Wiener Philharmoniker den vor zwanzig Jahren von Professor Alfred Staar gegründeten Meisterkurs, veranstaltet vom Tschechisch-Österreichischen Musik- und Bildungsverein Slavonice.


Professor Milan Šetena, Mitglied der Wiener Philharmoniker. Foto: Hannes Reisinger

Im Gespräch erzählt mir nach dem Konzert Laura Handler, die in Salzburg studiert, dass sie durch Mundpropaganda von diesem außergewöhnlichen Kurs erfahren und sich mit Videos mit einer Grieg-Sonate und einem Mozartkonzert beworben habe. Sie ist begeistert vom hohen Niveau des Kurses. „Es war jeden Tag Unterricht, sowohl Einzelunterricht als auch in der Kammermusik“, erzählt sie „und das Tolle ist, dass außer einer kleinen Anmeldegebühr alles frei ist“. So etwas habe sie selten erlebt. Der Kurs biete die Möglichkeit zu lernen, aber auch Kontakt zu den Wiener Philharmonikern aufzubauen. Nur wenige Orchester würden so einen Kurs anbieten.


Alle Musikerinnen und Musiker des Konzertes in Fratres, Laura Handler 3.v.r. Foto: Hannes Reisinger

Der Kurs im tschechischen Slavonice unter der Leitung von Milan Šetena sei nicht nur hochqualitativ, sondern auch sehr familiär abgelaufen, lobt die Violinistin. Mit zehn Geigen, fünf Bratschen und fünf Celli war er überschaubar. Die Zusammenarbeit mit den anderen jungen Musikern aus verschiedenen Nationen sei sie gewohnt, natürlich gebe es Sprachschwierigkeiten, aber „vieles klärt sich beim Spielen ohne Worte“. Man fühle sich als Musiker und nicht als Angehörige einer Nation.

Laura Handler
Solistin Laura Handler im Konzert in Fratres. Foto: Hannes Reisinger

Laura Handler startete mit sechs Jahren mit dem Geigen- und Gesangsunterricht. Im Jahr 2006 gewann sie mit ihrer Schwester den Gesangswettbewerb Musica Bavariae und wurde zur Engelstimme bei Enrico de Parutas Heiliger Nacht, wo sie viele Jahre live auftrat und auch bei Fernsehaufzeichnungen mitwirkte. Dabei sei sie auch über den musikalischen Leiter des Projekts Thomas Rebensburg aus Rottach-Egern ins Tegernseer Tal gekommen, erklärt sie mir den Kontakt zum Rupertihof.

Am Mozarteum Salzburg

Seit 2014 ist sie Studentin in der Zakhar Bron Akademie in Interlaken, seit dem Wintersemester 2018 Studentin in der Violinklasse von Prof. H. Herzl am Mozarteum in Salzburg, nahm an zahlreichen Meisterkursen teil und ist Preisträgerin vieler Wettbewerbe. Im kommenden Sommer werde sie ihr Bachelorstudium abschließen, danach den Master machen und parallel dazu sich bereits um eine feste Orchesterstelle bewerben, erzählt sie.

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„Für ein Probespiel bei den Wiener Philharmonikern muss man solistische Qualitäten haben“, konstatiert die junge Violinistin. Der Meisterkurs und Wettbewerbe seinen dafür die besten Vorbereitungen. Laura Handler fährt nach dem Meisterkurs in Slavonice nach Wien, um am Internationalen Fritz-Kreisler-Wettbewerb teilzunehmen. In Slavonice habe sie ihre Stücke für diesen Wettbewerb intensiv üben und auch bei den Konzerten präsentieren können, freut sich Laura Handler. So durfte das Publikum in Fratres zwei Stücke von Fritz Kreisler und ein Capriccio von Niccolò Paganini, beides äußerst virtuos und bravourös gespielt, erleben.


Im Quartett: Laura Handler, Orla Kushner, Astghik Siradeghan und Jakub William Graf. Foto: Hannes Reisinger

Im zweiten Teil des Konzerts spielte sie gemeinsam mit Orla Kushner aus Irland, Astghik Siradeghan aus Armenien und Jakub William Graf aus Tschechien das 1. und das 4. Stück aus den „Fünf Stücken für Streichquartett“ von Erwin Schulhoff. Der nahezu in Vergessenheit geratene deutsch-böhmische Komponist starb 1942 in einem deutschen Konzentrationslager. Das sei von der Kursleitung vorgegeben gewesen und je öfter sie es gespielt habe, umso besser habe es ihr gefallen, sagt Laura Handler. „Der Rhythmus im 4. Stück ist wie ein Tango.“ Zeitgenössische Musik lebe von den Musikern. „Wenn man davon überzeugt ist, kommt es auch herüber“, meint sie. Das Publikum in Fratres konnte überzeugt werden, es spendete anhaltenden Beifall.


Laura Handler im Solovortrag. Foto: Hannes Reisinger

Der Sinn des Kurses sei eine Probespielvorbereitung, erklärt Laura Handler. „Man hat die Möglichkeit, schwierige Orchesterstellen mitzubringen, beispielsweise aus einer Schumann-Sinfonie oder einer Wagneroper.“ Dann spiele man seine Stimme und erarbeite mit dem Lehrer die „Dos and Don’ts“.


Anna und Laura Handler. Foto: privat

„Es war mir eine große Ehre, Mitglieder der Wiener Philharmoniker kennenzulernen“, sagt die Geigerin. Seit sie klein sei, schaue sie sich das alljährliche Neujahrskonzert an. „Es wäre mein Traum, einmal in einem solchen Orchester zu spielen.“ Der Meisterkurs in Slavonice hat Laura Handler dazu die Tür geöffnet. Und in der Vorweihnachtszeit wird sie wieder mit ihrer Schwester im Rupertihof spielen.

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