Ludwig Erhard

Ludwig Erhard in Gmund

Elisabeth Leutheusser von Quistorp führt durch die Ausstellung. Foto: MZ

Fotoausstellung in Gmund

Noch bis zum 24. Februar ist die Fotoausstellung „Ludwig Erhard – Bilder aus fünf Jahrzehnten“ aus Anlass des 125. Geburtstag des Politikers im Rathaus Gmund zu sehen. Seine ehemalige Hausdame Elisabeth Leutheusser von Quistorp erinnert sich an ihre gemeinsamen Jahre.

Die Ludwig Erhard Stiftung e.V. in Bonn veranstaltet gemeinsam mit der Landeszentrale für Politische Bildung Nordrhein-Westfalen eine Wanderausstellung zum Leben und Wirken Ludwig Erhards, die am 6. Februar von Bürgermeister Alfons Besel und dem Geschäftsführer der Stiftung Marcus M. Lübbering eröffnet wurde.

Ludwig Erhard
Politik und Privatleben. Foto: MZ

Bei seiner Rede betonte er, wie wichtig das Erhardsche Denken auch heute noch sei: „Er war gerade auch in schwierigster Zeit der Hoffnungsträger, der unbeirrt seinen Weg ging und wissenschaftliche Erkenntnisse mit Augenmaß in die Praxis umsetzte.“ Er wolle gemeinsam die Erinnerung an diesen Pionier unserer Freiheit hochhalten.

Wahlheimat Gmund

In ihrer Rede hob die Bonner Hausdame Elisabeth Leutheusser von Quistorp insbesondere die Beziehung Ludwig Erhards zu seiner Wahlheimat Gmund hervor. Er habe sich im Tegernseer Tal sehr wohl gefühlt und einen engen Kontakt zur Bevölkerung gepflegt.

So sei er selbst in Finsterwald zum Einkaufen gegangen oder habe in der Königslinde in Bad Wiessee Marzipanbrote für den Kaufmannsladen seiner Enkelkinder erworben. „Er schöpfte für seine Arbeit in Bonn Kraft, wenn er auf seiner Terrasse am Ackerberg rauchend saß“, sagte sie.

Ludwig Erhard
Der Europäer. Foto: MZ

Die Ausstellung gibt einen Querschnitt des politischen Wirkens von Ludwig Erhard. Der überwiegende Teil der Fotos stammt von Albert Slominski, der Ludwig Erhard als sein persönlicher Fotograf über viele Jahre begleitete.

Geboren am 4. Februar 1897 im mittelfränkischen Fürth, erlebte Ludwig Erhard zwei Weltkriege. Die Präsentation startet mit der Zwischenkriegszeit, der Zeit des Nationalsozialismus und der Zeit der Besatzung nach dem zweiten Weltkrieg.

Vater des Wirtschaftswunders

Schon 1949 wurde er Bundeswirtschaftsminister und blieb es bis 1963. In dieser zeit prägte er das Bild Nachkriegsdeutschlands maßgeblich. Die von ihm durchgesetzte Soziale Marktwirtschaft bescherte der Bundesrepublik „Wohlstand für alle“. Deshalb wurde er auch immer als „Vater des Wirtschaftswunders“ bezeichnet.

Als er 1963 zum Bundekanzler gewählt wurde, kam Elisabeth Leutheusser von Quistorp als seine Hausdame in den Kanzlerbungalow in Bonn. Obwohl sie damals erst 19 Jahre alt war, hatte Luise Erhard ihre organisatorischen Fähigkeiten erkannt.


Der Demokrat. Foto: MZ

„Er war mein Mentor und hat meine politische Betrachtung geprägt“, sagt sie heute. Er sei wie ein Vater und seine Frau wie eine Mutter für sie, die früh Vollwaise geworden war, gewesen. „Ich bin in eine strenge Schule gegangen, sonst hätte ich die Jahre in Bonn nicht durchgestanden“, erinnert sie sich. Diese Jahre aber seien für ihr Leben ausschlaggebend gewesen. „Sie haben mir eine Grundsatzhaltung und Struktur für das Leben gegeben und ich habe alles an dieser Zeit gemessen.“

Insbesondere sei es die Verlässlichkeit von Ludwig Erhard gewesen, das sie beeindruckt habe. „Sein Wort hatte Bestand, politisch und auch im privaten Bereich.“

Der Privatmann Ludwig Erhard

Sehr oft sei sie mit dem Ehepaar Erhard von Bonn nach Gmund gereist und habe auch am Privatleben teilhaben dürfen. So freut sich Elisabeth von Quistorp auch über die Fotos, die den Privatmann Ludwig Erhard zeigen.

„Wichtig waren ihm die Skatabende in der Familie, wo um kleine Geldbeträge gespielt wurde“, erinnert sie sich. Einmal im Jahr sei dann die Skatkasse für ein gemeinsames Mittagessen in der Schwaigeralm in Kreuth verwendet worden, „das war für alle ein Highlight“.

Wir stehen vor den letzten Fotos, die beim 80. Geburtstag von Ludwig Erhard gemacht wurden. Da sei er schon schwach gewesen, sagt seine ehemalige Mitarbeiterin. Ein Vierteljahr später verstarb der große Politiker, dessen Vermächtnis mit dieser Ausstellung wachgehalten wird. Er ist auf dem Bergfriedhof in Gmund beigesetzt.


Ludwig Erhard und seine Hausdame. Foto: MZ

Der Gmunder Anchorman der BR24 Rundschau Stefan Scheider schrieb ein Buch über das Leben von Elisabeth Leutheusser von Quistorp mit dem Titel „Moment, ich wecke den Kanzler“, auf das auch in der Ausstellung hingewiesen wird.

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