Mit der Landschaft vertraut machen

Burkhard Niesel in seiner Ausstellung. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

„Landschaften“ nennt Burkhard Niesel seine Ausstellung in der Galerie im Autopavillon Steingraber. Es sind melancholische, stille Bilder, keineswegs touristische, aber Bilder, in die man hineingehen und die erzeugte Stimmung empfinden kann.

In seiner ersten Einzelausstellung im Landkreis zeigt der Wahl-Bayrischzeller großformatige Bilder in einheitlicher Farbgebung. „Meine Farben sind Schlammfarben“, sagt der Künstler. Wie sie entstehen, lässt sich an der Zeichenserie am Boden nachvollziehen. Burkhard Niesel geht hinaus in die Natur, macht sich vertraut mit der Stimmung und fertigt in stunden- oder gar tagelanger Arbeit Zeichenserien.

„Die Zeichnung ist eine Art der Meditation“, erklärt er. Es sei ein Abtasten dessen, was er sehe und ein Einfangen der vorgefundenen Atmosphäre. Zusätzlich fertigt er Fotoserien, um die beobachteten Farben festzuhalten.

Burkhard Niesel
Birke Jotunheimen. Foto: Burkhard Niesel

Bei der Vernissage erzählte der Künstler im Gespräch mit seiner Nachbarin vom Tannerhof, der Künstlerin Nele von Mengershausen, warum er gegenständlich arbeitet. Er habe immer draußen gezeichnet, „das war meine Welt“, auch wenn das nicht in Mode war. Und so habe er auch eine abstrakte Phase gehabt.

Motive der Natur

Der Künstler berichtete, dass er einmal im Wald, ohne es zu wollen, automatisch Fichten malte. So habe er wieder zur gegenständlichen Malerei zurückgefunden. Das automatische Arbeiten indes sei geblieben und heute finde er in den Strukturen, die vorher abstrakt waren, Motive der Natur wieder.

Das sei eine Form der Selbsterfahrung, sagte er, es habe seiner Hand gefallen, realistisch zu zeichnen. Er verstehe unter seiner Art zu arbeiten, dass das nicht Kunst machen, sondern Kunst aufnehmen sei. „Es ist so viel Schönheit, aber auch Trauriges, was man sieht“ und das Zeichnen sei eine Wohltat für ihn.

Burkhard Niesel
Schneebruch. Foto: Burkhard Niesel

Im Atelier wählt er einen Ausschnitt für seine Komposition oder setzt sie auch aus mehreren Motiven zusammen. So bei dem Bild „Schneebruch“, bei dem der Vordergrund aus einer Zeichnung einer umgekippten Eiche in Bayern entstand, er den Hintergrund aber an der Nordsee beobachtet und hinzugefügt hat.

Strukturen und Farbschwingungen

Prinzipiell gehe es ihm nicht darum, dass aus dem Bild erkennbar ist, wo es entstand. Vielmehr will Burkhard Niesel mit seinen Landschaften Strukturen und Farbschwingungen wiedergeben, die er in der Natur vorfand, egal wo, und die das Erlebnis in der Natur widerspiegeln.

Burkhard Niesel war lange Zeit als Kunsterzieher am Gymnasium und als Dozent sowie als freier Maler mit eigenem Atelier am Ammersee tätig. Jetzt lebt er in Bayrischzell und hat gemeinsam mit Partnerin Marica Doll das Atelierhaus des Bildhauers Philipp Hart wiederbelebt, wo er auch Kurse für Erwachsene und für Kinder im „Funkenradl“ des Vereins Kultursprung gibt.

Lesetipp: Das ich der Tiere Atelierhaus von Philipp Hart

Den Künstler reizen neben der Komposition insbesondere die Strukturen in der Natur, die er vom Zeichnen in den Pinselduktus übernimmt. Aber Burkhard Niesel gelingt es auch, die in der Natur vorgefundene Farbschwingung in seine Arbeit hineinzubringen.


Schneepflug. Foto: Burkhard Niesel

In seinem Bild „Schneepflug“ wird das besonders deutlich. Hier hat er bei seinen Wanderungen ein ausgedientes, altes Gerät, an die Wand eines Stadels gestellt, vorgefunden, wo es vermutlich bleiben wird, bis die alte Hütte zusammenfällt.

Warme und kalte Farben

Der rostige Schneepflug in seinen Rottönen gibt einen spannenden Kontrast zu den Blaugrautönen der Wand. Damit hat Burkhard Niesel eine Schwingung von warmen und kalten Farben erzeugt. Und trotz der zurückhaltenden, schlammigen Farben kommt eine gewisse Luftigkeit in die Bilder. Die Sonne allerdings scheint bei dem Künstler nie.

Er betonte bei der Vernissage, dass es immer seine Absicht sei, sich mit einem Ort vertraut zu machen und dann in den Genuss der Landschaft zu kommen. Jetzt sei er in Bayrischzell angekommen und finde hier so viel Spannendes vor. Wie schön wäre es, wenn er hier an der richtigen Stelle eine Hütte oder einen Schäferkarren haben könne, um in aller Ruhe zeichnen zu können.

Die Ausstellung von Burkhard Niesel in der Galerie im Autopavillon Steingraber in der Robert-Bosch-Straße 1 in Holzkirchen ist bis zum 6. Mai montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr zu sehen.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf