Muriel Breu

Spiel zwischen Sinn und Nicht-Sinn

Muriel Breu: Vater und Sohn

Ausstellung in Gmund

Mit ihrer Ausstellung in Gmund erregte Muriel Breu Aufmerksamkeit. Die junge Fotografin zeigte Porträtfotografie ganz eigenwilliger Art. Als Models hatte sie sich Vater und Bruder gewählt, die sie in humorvollen Situationen fern des Alltags und der Sinnsuche fotografierte.

Eigentlich wollte ich anlässlich der Offenen Ateliertage Ende Mai die Gmunder Künstlerin Ekaterina Zacharova in Gmund besuchen, entdeckte dabei aber daneben eine Fotoausstellung, die mich sofort faszinierte. Die junge Künstlerin war mir keine Unbekannte. Ich hatte Ölbilder von ihr bei der gmundart und der Tegernseer Kunstausstellung gesehen und wir hatten bereits in der 26. Ausgabe der KulturBegegnungen ein Porträt von ihr gebracht.

Lesetipp: In Kunst den eigenen Ausdruck finden – Seite 5

Neben der Malerei hatte sie damals bereits mit der Fotografie begonnen. Sie erzählte, dass sie oft mit dem Handy durch die Straßen streife und Menschen fotografiere, aus der Hüfte heraus, damit sie den natürlichen Ausdruck der Menschen festhalten kann.

Faszination für Fotografie

Beispiele ihrer Straßenfotografie zeigte sie bereits 2018 bei einer Ausstellung im Seeforum Rottach-Egern. Inzwischen hat Muriel Breu Fotodesign studiert und beginnt gerade mit ihrer Bachelorarbeit. „Ich möchte etwas Kreatives machen“, sagt sie, „und ich habe meine Faszination für die Fotografie entdeckt.“


Muriel Breu in ihrer Ausstellung. Foto: MZ

Sie fotografiere grundsätzlich immer und überall, aber nach wie vor am liebsten Menschen. Und dabei komme es ihr darauf an, die Seele zu erkennen. „Dann löst es etwas aus beim Betrachter.“

Fern der Sinnsuche

Mit ihrem aktuellen Projekt, das sie in Gmund zeigte, habe sie etwas machen wollen, was keinen Sinn hat. Abseits von der Ernsthaftigkeit des Daseins, der beruflichen und privaten angestrengten Erfolgs- oder gar Sinnsuche fotografierte sie während der Pandemie in ihrer Familie.

Muriel Breu
Muriel Breu: Vater und Sohn.

Als Models stellten sich mutig Vater und Bruder zur Verfügung. Und so darf man den bekannten HNO-Arzt, sonst streng im weißen Kittel, hier weniger streng in weißer langer Unterhose und in Filzpantoffeln beim Hula-Hoop und auf der Kinderschaukel bewundern.

Im Leopardenlook

Dazu gesellt hat sie ihren Bruder in den Schwarz-Weiß-Fotografien, völlig sinnentleert unter einem Schirm ohne Regen. In gemeinsamen Leopardenlook mit altmodischen Mützen, der Vater mit einer wenig kleidsamen Sonnenbrille, machen die beiden Männer einen auf „Retro“.


Muriel Breu: Retro

Diese Gegenüberstellung von Vater und Sohn in ungewöhnlicher Inszenierung solle ein Spiel von Sinn und Unsinn entstehen lassen. Mit ihrer Flucht aus der alltäglichen Seriosität präsentieren sie sich von ihrer obskuren Seite. Muriel Breu sagt: „Das Konzept soll den Verstand auf humorvolle Weise herausfordern, zum Denken anregen und Offenheit gegenüber Ungewöhnlichem schaffen.“

Das tut es zweifellos, ich stehe nicht nur schmunzelnd, sondern ebenso nachdenklich vor den Fotografien und lasse sie in ihrer Eigenwilligkeit auf mich wirken.


Muriel Breu: Jose

Neben den Vater-Sohn-Bildern hat aber Muriel Breu in ihrem Fotoprojekt „Ananas, Pantoffeln & Co.“ auch andere Personen fotografiert wie Jose oder eben auch die Ananas. Diese Fotos beweisen ihre Entwicklung durch das Studium, bei dem sie auch ihre Technik geändert hat.

Wechsel zur analogen Fotografie

Fotografierte sie früher mit dem Handy, wechselte sie jetzt zur analogen Fotografie und zur Polaroid. „Jungen Leuten macht es Spaß, alte Kameras herauszuholen“, erzählt sie und betont: „Wenn man sich für Kunst interessiert, dann liegt der Reiz bei der analogen Fotografie.“


Muriel Breu: Ananas

Die junge Fotografin will gern die Fotografie zu ihrem Beruf machen und kann sich vorstellen, Musiker und Schauspielerinnen zu fotografieren, plant aber auch in Richtung Film und Grafik zu gehen. Das Studienangebot in München sei vielfältig und sie denke über einen Masterstudiengang nach.

Ich freue mich, dass ich die Ausstellung zufällig entdeckt habe und so den spannenden und bemerkenswerten künstlerischen Weg von Muriel Breu verfolgen darf.

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