Der Maler Olaf Gulbransson - eines seiner vielen Selbstporträts

Olaf Gulbransson. In Öl gezeichnet.

Eines der zentralen Selbstporträts der neuen Olaf Gulbransson-Sonderausstellung in Tegernsee. Foto: IW

Ausstellung in Tegernsee

Am 26. Mai jährt sich der Geburtstag des großen norwegischen Künstlers Olaf Gulbransson zum 150. Mal. Eine Sonderausstellung in Tegernsee würdigt nun anhand zahlreicher Werke aus Privatbesitz, die die Bestände ergänzen, vor allem die feinsinnigen, weniger bekannten Werke der Malerei des berühmten Simplicissimus-Zeichners.

Seine feine, treffsichere Linienführung ist legendär. An die 4.000 Karikaturen schuf Olaf Gulbransson für den Simplicissimus, seine typischen „Linienzeichnungen“ illustrierten zudem zahlreiche Bücher. Seit seiner Erbauung widmet sich das gleichnamige Museum in Tegernsee Olaf Gulbransson – mit Schwerpunkt auf die Zeichnungen. „Zu wenig Anerkennung seines Schaffens“, befand Michael Beck, als er vor zwei Jahren den Vorstand der Olaf Gulbransson Gesellschaft und damit auch die Rolle des Kurators der Sonderausstellungen übernahm: „Wenn man sich bei Olaf Gulbransson auf seine Arbeiten als Karikaturist beim Simplizissimus fokussiert, wird man ihm und seinem Werk nicht gerecht.“

Kurator Michael Beck und Maler Olaf Gulbransson: "Nebel in den Niederungen", 1930

Kurator Michael Beck und Olaf Gulbranssons „Nebel in den Niederungen“. Foto: IW

Deshalb war es ihm wichtig, den Maler Olaf Gulbransson stärker ins Licht zu rücken: „Malerei, das ist seine eigentliche Leidenschaft gewesen.“ In ihr zeige sich das wahre Wesen des freiheitsliebenden und naturverbundenen Künstlers, während er seine Karikaturen hauptsächlich als unfreie „Lohnarbeit“ empfand.

Im ersten Schritt erweiterte Michael Beck die Sonderausstellungen des Olaf Gulbransson Museums daher um Weltkunstwerke der Malerei, beginnend 2020 mit Chagall. Anfang Januar ging die Sonderausstellung „Von Renoir bis Jawlensky“ mit einer sagenhaften Zahl von 15.000 Besuchern erfolgreich zu Ende. Am Samstag fand nun das „Soft Opening“ der neuen Sonderausstellung „Olaf Gulbransson. In Öl gezeichnet.“ statt.

Den Maler Olaf Gulbransson der Öffentlichkeit zugänglich machen 

Wiederum konnte Kurator Michael Beck seine Kontakte als Galerist erfolgreich nutzen und etwa 50 Bilder zusammentragen – rund vierzig davon stammen aus neun unterschiedlichen Sammlungen aus Privatbesitz. Um den Maler Olaf Gulbransson einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist er außerdem bereits mit zwei größeren Museen in Kontakt, damit die Ausstellung von Tegernsee aus auf Wanderschaft gehen kann.

Der Maler Olaf Gulbransson: Holzscheit im Schnee
Olaf Gulbransson: Holzscheit im Schnee. Foto: Privatbesitz

Die Notiz „in Öl gezeichnet“, Teil des Ausstellungstitels, findet sich über der Signatur eines der Werke des Norwegers und beschreibt die ihm eigene, gänzlich ungewöhnliche Malweise. In die noch feuchte Ölfarbe hat Olaf Gulbransson mit dem Bleistift hineingezeichnet, gleichsam seine feinen, behutsamen Linien hineingeritzt, während die fast monochromen Farbflächen, beispielweise die der Landschaften im Schnee, wie moduliert wirken. Sein liebstes Sujet: die Natur. „Wenn er frei war, hat er ganz einfach den Hirschberg gemalt. Schnee, der nur durch ein Stück Stacheldraht durchkreuzt ist, oder ein einfaches Scheitel Holz. Das sind Zeugnisse seiner Liebe zur Natur, wegen der er aus der Stadt München hinaus auf den Schererhof gezogen ist“, so Michael Beck.

Der Baum und das Holz

Indem die Sonderausstellung den Schwerpunkt auf ebendiese Malerei legt, zeigt sie einen anderen Olaf Gulbransson als den, den die Besucherinnen und Besucher anhand der ständigen Sammlung bereits kennen. Sie werden durch die Ausstellung entlang von vier großen Themenblöcke geführt: „Der Baum und das Holz“, „Bergwelten“, „Karikaturen“ und “Porträts“. Dazwischen erzählen überlebensgroße Schwarzweißfotografien aus dem privaten Umfeld sowie Texte aus Gerd Holzheimers Buch „Olaf Gulbransson: Eine Biografie“ aus dem Leben des eigenwilligen Künstlers.

Der Maler Olaf Gulbransson im Garten des Schererhofs
Olaf Gulbransson im Garten des Schererhofs. Foto: Privat

Immer wieder verblüfft die Dissonanz zwischen der mächtigen, fast grobschlächtigen Gestalt des „Titanen“ und seiner feinen, sensiblen Pinselstriche und Bleistiftlinien. „Olafs Schultern sind breit wie der Hirschberg und sein Hintern auch, dabei hält er ganz fein und zärtlich Dagnys Hand“, heißt es da etwa. Nicht nur seiner dritten Frau Dagny, mit der er das Leben am Schererhof teilt, gilt seine ganze Liebe, sondern eben den einfachen Dingen in der Natur und immer wieder dem Hirschberg.

Markenzeichen: Lendenschurz

Zeichen seiner exzentrischen Freiheitsliebe und zugleich einer liebenswerten Gabe zur Selbstironie ist in seinen Selbstporträts und zahlreichen Fotografien immer wieder seine blanke Rückenansicht im legendären Lendenschurz. Das Abwenden vom Betrachter hat dabei nichts Destruktives, sondern lädt dazu ein, in die gleiche Richtung zu schauen – häufig hinweg über das Tal Richtung Hirschberg.

Selbstbildnisse - Rückenansicht
Selbstbildnisse – Rückenansichten. Foto: IW

Die spannungsreiche und zugleich luftige Hängung der Bilder sorgt für Abwechslung. Von der naturverbundenen Malerei gibt es Ausflüge in die Welt der bissigen Karikaturen. Wer nach den Besuch der Sonderausstellung noch mehr Olaf Gulbransson sehen möchte, kann sich in den weiteren Räumen des Museums umsehen. Nicht entgehen lassen sollte man sich den Dokumentarfilm über den berühmtesten Norweger Tegernsees – und sich ebenso wenig von einem Blick auf die Uhr antreiben lassen. Denn wie sagte Olaf Gulbransson so schön: „Gott hat uns die Zeit gegeben, aber von Eile hat er nichts gesagt.“

Die Sonderausstellung „Olaf Gulbransson. In Öl gezeichnet.“ Ist im Olaf Gulbransson Museum Tegernsee täglich außer Montag noch bis zum 25. Juni 2023 zu sehen. Parallel zur Ausstellung gibt es wieder ein umfangreiches Begleitprogramm mit Führungen und Face-to-Face-Gesprächen. 19.03.2023: Matinee und Führung mit Gerd Holzheimer. 01.05.2023: Tag der Offenen Tür. 26.05.2023: Festakt zum 150. Geburtstag von Olaf Gulbransson.

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