Das von Terofal 1912 erbaute Gasthaus „Neuhaus zur Post Im Automobil sitzt der Terofal Schwiegersohn Josef Riendl. Bei dem Wagen handelt es sich um einen Protos Typ G, hergestellt zwischen 1910 und 1914 in Berlin Spandau.

Mit Photographien Geschichten erzählen

Das von Terofal 1912 erbaute Gasthaus „Neuhaus zur Post“. Im Automobil: Terofal Schwiegersohn Josef Riendl. Bei dem Wagen handelt es sich um einen Protos Typ G, hergestellt zwischen 1910 und 1914 in Berlin Spandau. Foto: Sammlung Daniel Glasl

Buchvorstellung

Unternehmer Anton Stetter und Fotokünstler Daniel Glasl haben sich zusammengetan. Gemeinsam werfen sie einen Blick auf ein irdisches Paradies, in dem die Elemente Wasser und Erde das Leben der Menschen seit jeher prägen. Es ist ein Blick voll Neugier, Stolz und Liebe – auf ihre Region, auf das Schlierachtal. Das Ergebnis: Ein Bildband, der Geschichte und Geschichten erzählt.

Die historische Zeitreise nimmt ihren Anfang um das Jahr 1860, als selbst die Photographie noch in den Kinderschuhen steckt. Anhand der historischen Aufnahmen führen sie ihre geschichtsinteressierten und heimatverbundenen Leser weit über 100 Jahre zurück. Sie folgen auch geografisch einem starken Band – dem Wasser der Schlierach. Vom Spitzingsee und dem Josefstal beginnend geht die Reise zum Schliersee und dem Verlauf der Schlierach folgend über Hausham und Agatharied nach Miesbach und schließlich zur Mündung in die Mangfall beim Wasserschloss Reisach. Ein letzter Blick fällt zurück auf die Bergwelt rund um den Schliersee vom Taubenberg aus.

Konsequent  regional und nachhaltig

Die Leser nehmen ein Buch in die Hand, das schwer wiegt und sich gut anfühlt. Es ist gedruckt auf Gmund Papier, einem Naturprodukt, das ohne das Wasser der Mangfall nicht wäre – auch hier eine konsequente Huldigung an die Region. Vor allem aber erzählt es von den Menschen. Von ihrem Leben in Freizeit und Arbeit, die vom Bergbau und der Viehzucht, aber auch bereits vom Tourismus geprägt ist – und immer wieder vom Wasser der Schlierach, der „Lebensader“ der Region.

Bereits in den 1930e rn herrschte ein reges Treiben an der Unteren Firstalm. Die Erfolgsgeschichte des Wintersports begann Ende des 19. Jahrhunderts. August Finsterlin brachte 1888 die ersten Skier aus Finnland zum Schliersee. Skifahren entwickelte sich zum Volkssport, und so kamen bereits 1907 über 2.000 Skisportler mit der Bahn nach Schliersee.

Bereits in den 1930ern herrschte ein reges Treiben an der Unteren Firstalm. Die Erfolgsgeschichte des Wintersports begann 1888, als August Finsterlin die ersten Skier aus Finnland zum Schliersee brachte. Foto: Sammlung Daniel Glasl

Daniel Glasl hat sich längst einen Namen gemacht – als Fotokünstler (u.a. regelmäßig bei der Tegernseer Kunstausstellung), als Sammler, Bewahrer und Neuinterpret historischer Photographien und schließlich nach Gründung seines kleineheimat Verlages auch als Autor und Herausgeber. Sein Interesse gilt allem, was mit der Geschichte der Region und der Kulturlandschaft zu tun hat.

An die 3.000 historische Aufnahmen umfasst seine umfangreiche Sammlung mittlerweile. „Ich weiß, wie meine Heimat funktioniert“, sagt er. Sie ist für ihn ein Anker, besteht aus Landschaft, Architektur und den Menschen, die darin lebten und leben gleichermaßen. Davon will er erzählen, von früher und heute, ohne einen Zeigefinger zu erheben. 2019 hat er seinen ersten Bildband vorgelegt, der viel Beachtung fand und Ende letzten Jahres bereits in die 3. Auflage ging: Das Tegernseer Tal – eine Reise um den Tegernsee in historischen Bildern.

Bergleute um 1900 vor der Einfahrt in die Grube. In der Bildmitte steht der Anschläger, dessen Aufgabe war es, die Signalanlage zur Verständigung mit dem Maschinisten des F ö rderantriebes zu bedienen. Eine Ausrüstung, wi e Helme oder Schützer, gab es so gut wie gar nicht, erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese verpflichtend eingeführt.

Bergleute um 1900 vor der Einfahrt in die Grube. Eine Ausrüstung, wie Helme oder Schützer gab es erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Foto: Sammlung Daniel Glasl

Entwicklung entlang der Schlierach

Dieser Bildband inspirierte auch Anton Stetter, den visionären Unternehmer und Vorsitzenden des Unternehmerverbandes Miesbach, der mit Lantenhammer und Slyrs naturgemäß eng mit seiner Heimat und dem Wasser der Schlierach verbunden ist. Er fragte bei Daniel Glasl an, ob er sich vorstellen könne,  mit ihm gemeinsam ein solches Buch auch über das Schlierachtal zu veröffentlichen. Seit jeher von einer Neugier für seine Heimat getrieben, fand er, dass es an der Zeit sei, zu dokumentieren und zu erzählen, „wie was entstanden ist“. Ihn reizte, dass „das Schlierachtal anhand seiner geografischen Struktur und Entwicklung auf einer kurzen Strecke kunterbunt zusammengewürfelt ist“.

So entwickelte er die Idee, die drei sehr unterschiedlichen Orte Schliersee, Hausham und Miesbach zusammenzufassen – und anhand aussagekräftiger Archivbilder und kurzer, prägnanter Texte Erinnerungen wiederzubeleben und Aha-Effekte zu schaffen. „Freude schenken“, ergänzt Daniel Glasl ein wichtiges Anliegen – indem die Geschichte bewahrt und erinnert wird und gezeigt: „Das ist unsere Heimat“, und auch zwischen den Zeilen der Wunsch: „geht sorgsam damit um“.

Gespräche mit Historikern und Zeitzeugen 

Beide Männer verbindet sowohl die Liebe zur Region als auch die Fähigkeit zu Visionen, die beflügelt und schwere Hürden leichter nehmen lässt – dann nämlich, wenn man Feuer gefangen hat an einer neuen Idee. Beide waren sich schnell einig, wie die Geschichte erzählt werden soll. Haben sich in ihren Kompetenzen ergänzt, miteinander diskutiert und sich gegenseitig angespornt. Das Vorhaben war ehrgeizig und zeitaufwendig. Aber wo ein Wille, da ein Weg. Zahlreiche Archive mussten durchforstet werden, mit Historikern, Vereinen und Zeitzeugen gesprochen, die Auswahl an Bildern getroffen und schließlich auch die Texte geschrieben werden.
Das Schlierachtal - Cover
„Das Schlierachtal – Eine Ausfahrt von Schliersee über Hausham nach Miesbach in historischen Photographien“. Umschlaggestaltung, photography & design: Daniel Glasl

Breite Themenwahl zeigt Entwicklung

Von spannenden Details aus dem Kohlebergbau und die beinahe ruinösen Bohrversuche nach Schwefelwasser über die ersten „Sommerfrischler“ und Entstehung der Seebäder über die von unterschiedlichen Anforderungen geprägte Architektur und Landschaftsentwicklung bis zur rasanten Entstehung des Wintersports samt Skispringen und den ersten bayrischen Skimeisterschaften reicht die breit gefächerte Bildauswahl. Die Bildtexte Anton Setters sind so informativ wie knackig – weder überfrachten sie ihre Leser, noch lassen sie Fragen offen. Und immer bietet die Schlierach den roten Faden.

Daniel Glasl und Anton Stetter (v.l.) bedanken sich bei Ihren Partnerinnen für die Unterstützung bei ihrem Buchprojekt.
Daniel Glasl und Anton Stetter (v.l.) bedanken sich mit ihren Partnerinnen bei den Unterstützern des Buchprojektes. Foto: Martina Fischer

„Es ist ein gutes Gefühl, etwas Nachhaltiges zu schaffen, was die Menschen der Region noch in 50 Jahren gern in die Hand nehmen“, freut sich Anton Stetter. Die Zusammenarbeit hat beide beflügelt. Deshalb schwebt auch schon ein neues, gemeinsames Projekt in der Luft.

Lesetipp: Interview „Unternehmer mit Weitblick“ Anton Stetter, 30. KulturBegegnungen, S. 19

„Das Schlierachtal“ von Anton Stetter und Daniel Glasl ist im kleineheimat Verlag erschienen. Es kostet 59,90 Euro und ist erhältlich in der Bücheroase Schliersee, der Destillerie Lantenhammer, dem Buch am Markt in Miesbach, der Buchhandlung Kolmansberger in Rottach-Egern, Buchhandlung Ilmberger in Bad Wiessee, in den Tegernsee Arkaden und online beim kleineheimat Verlag.

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