Fußgeschichten

Tiefgründige Fußgeschichten

Sopi streut Blumen unter Katalins Foto „Blumenfrauen“. Foto: Isabella Krobisch

Fotoausstellung in Miesbach

Es ist gewiss die „fundamentalste“ Ausstellung, die bislang im Waitzinger Keller – Kulturzentrum Miesbach zu sehen war – die „Fussgeschichten“ von Sopi von Sopronyi als Hommage an ihre Schwester Katalin.

Germaine Acogny, die sengalesische Tänzerin und Choreografin, lobt in ihrem Vorwort zu Ausstellung und Buch, „dass unsere Aufmerksamkeit auf die Füße gelenkt wird, den entferntesten Teil unseres Körpers, oft weit weg von unseren Gedanken“.

Zwei Künstlerinnen nähern sich unabhängig voneinander einem gemeinsamen Thema

Fußgeschichten
Junges Paar Arambol 2007. Foto: Sopi von Sopronyi

Wie kam es dazu, dass die Afrotanz-, Gymnastik- und Yogalehrerin Sopi von Sopronyi aus Gmund am Tegernsee sich dem Thema Fußgeschichten mit Kamera und Pastellfarben näherte? Eigentlich füllt diese Geschichte ein ganzes Buch. An dieser Stelle sei sie sehr verkürzt wiedergegeben. Sopis Schwester, die Fotografin Katalin, starb nach schwerer Krankheit am 11. Februar 2011 im Alter von nur 52 Jahren. „Meine Schwester wollte nicht, dass ihre Fotos mit ihr sterben.“ Beim Sichten des Nachlasses stieß Sopi auf eine Fülle von Material. Besonders bewegend die Serie „Fussgeschichten“, die überwiegend in Indien entstand. Während Sopi etwa zur gleichen Zeit in Nepal, fasziniert von nackten Füßen, auch zu fotografieren begann.

Füße als Basis des Menschen

Fußgeschichten Cover
Fußgeschichten Cover. Foto: Sopi von Sopronyi

„Füße in unzähligen, alltäglichen Aktionen einzufangen war für sie elementar. Katalin hat Frauen, Kinder, Männer beobachtet in ihrem Alltag, in ihren unzähligen Tätigkeiten. Sie hat sich mit ihrer Aufmerksamkeit zu deren Wurzeln, zu deren Basis, zu den Füßen dieser Menschen begeben“, so Sopi über Katalins Antrieb, sich künstlerisch dem Thema Füße zu nähern. Und nun hängen die Fotos beider Schwestern in Miesbach, von selbstgemachten Holzrahmen umgeben oder rahmenlos an weißen Wänden, während es draußen stürmt und schneit. Künden vom Leben in Lehmhütten, beim Fischfang, am Brunnen, bei den Blumenfrauen, beim Tanz … in weit entfernten Ländern wie Indien, Nepal, Senegal und Thailand.

Zur Vernissage fanden sich viele Freunde Sopis ein; musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von dem leidenschaftlichen Trommler Otto Traub. Miesbachs Bürgermeisterin Ingrid Pongratz freute sich, dass den Füßen eine eigene Ausstellung gewidmet wird. „Füße tragen uns, sie sind ein elementarer Bestandteil und werden leider oft benachteiligt. Sie gehören auch gepflegt. Für mich gibt es nichts Schöneres als barfuß im Sand zu gehen“.

Die Freiheit, aufzustehen und zu gehen

Laudatorin Marion Luserke wies darauf hin, „dass wir alle Fußspuren auf unserer schönen Erde hinterlassen. So mögen es Fußspuren des Friedens und der Liebe sein. Wir haben die Freiheit, aufzustehen und zu gehen wohin wir wollen, dies ist eine beglückende Lebensqualität“.

Als Sopi zu den Trommelklängen tanzte, machte sie einmal mehr deutlich, was gesunde und kräftige Füße bedeuten, „vor allem in einer Welt voller Probleme und enormer Armut, das Schöne nicht aus den Augen zu verlieren“, wie Marion Luserke betonte.

Begleitend zur Ausstellung sind Bücher der beiden Autorinnen Sopi von Sopronyi und Marion Luserke erhältlich.

Zum Weiterlesen: Bis die Augen aufgehen

Die Fotos sind bis 22. März in der Kunstgalerie des Waitzinger Keller – Kulturzentrum Miesbach zu sehen; geöffnet Mo, Di, Do, Fr 9-16, Mi 9-12, Sa 9-13 Uhr und bei Veranstaltungen.

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