Masako Ohta und Matthias Lindermayr

Um den orangenen Mond schweben

Masako Ohta und Matthias Lindermayr bei der Pre-Release ihres neuen Albums „MMMMh“. Foto: IW

Konzert und Rezension

Zwei Münchener Musikpreisträger spielen das Pre-Release-Konzert ihres ersten gemeinsamen Albums am Tannerhof: Die Pianistin Masako Ohta und der Jazz-Trompeter Matthias Lindermayr lassen die Töne frei schweben.

Eine Ehre für den stillen Rückzugsort in Bayrischzell – und nicht von ungefähr. Masako Ohta ist quasi schon „Stammmusikerin“ bei der Hofkultur am Tannerhof. Und Matthias Lindermayr zum ersten Mal an diesem besonderen Ort – und wahrscheinlich nicht zum letzten Mal. Die Bühne im Badhaus hat in den vergangenen Jahren, nicht zuletzt auch durch die vom Verein Kultursprung organisierten Veranstaltungen, viele ungewöhnliche und besonders entspannte Konzerte erlebt und mit ihrer hervorragenden Akustik den perfekten Rahmen geschaffen – auch für leise Töne. Ein Grund, warum es die Improvisationsmusikerin Masako Ohta immer wieder hierherzieht.

Kulturförderpreis für Masako Ohta und Matthias Lindermayr

Bei der Verleihung des Musikförderpreises der Stadt München im Jahr 2019 begegnet sie dem virtuosen Jazz-Trompeter Matthias Lindermayr, einer festen Größe in der Münchener Jazz-Szene. Die Chemie stimmt gleich. Was den Trompeter und die Pianistin verbindet ist beider Gespür für die Feinheiten der Zwischentöne und die Lust am klanglichen Experiment. Weitere Treffen sind vorprogrammiert. Die beiden Corona-Jahre bremsen nur ein wenig aus, mindern aber nicht die Begeisterung am gemeinsamen Improvisieren. Sodass irgendwann das Projekt eines Albums im Raum steht – und schließlich realisiert wird beim jungen Münchener Label squamarecords mit dem Titel „MMMMh“.

Masako Ohta am Tannerhof
Masako Ohta ist ein gern gesehener Gast am Tannerhof. Foto: IW

Unter dem großen orangenen Mond im Badehaus des Tannerhofs nun darf sich die neue Musik entfalten. Das Klangexperiment trifft zum ersten Mal auf die Ohren lauschender Konzertgäste, die Zeugen werden von einer musikalischen Entwicklung, die am Fließen ist wie ein Fluss. Sanft und behutsam startet das Konzert mit Matthias Lindermayrs Komposition „Trudelutt“, die Trompetentöne wie von Raureif, von Nebelschwaden, überzogen.

Gefolgt von Masako Ohtas „Olis Balloon“, verspielt und zart wie ein rosa Tüllschleier im Herbstnebel. Wie Wellen, die mal mit Leichtigkeit kleine Kieselsteine vor sich herrollen, mal schwere Stromschnellen umschiffen, breiten sich nach und nach die Klangstücke aus. Um wieder zu plätschern, zu murmeln, zu verweilen. Den Hauch einer Botschaft dahinzutragen, die mitunter auch keine ist, nur Melodie und Augenblick, um schließlich am Konzertende in ein Stück zu münden, dass sich ganz auf der Tonhöhe A, dem La, bewegt. Entspannt und lässig der ganze Abend, staunend von den Tönen und Melodien getragen die Zuhörenden.

Musik freien Lauf lassen

Nichts ist festgemeißelt. Masako Ohta und Matthias Lindermayr improvisieren und lassen der Musik frei ihren Lauf, von Anfang ihrer gemeinsamen Treffen an. Selbst im Studio bei den Aufnahmen darf vieles fließen und so ist auch im Konzert die Musik eine Momentaufnahme. „Der spontane Prozess hat sich von Anfang an magisch angefühlt mit Matthias“, sagt sie. „Das ist vielleicht der Kern, der rote Faden, der sich durch das Album zieht, dass alles auch offenbleiben kann, überraschende Wendungen nehmen und das geht nicht mit jedem“, sagt er. Es passt.

Matthias Lindermayr ist eine Größe in der Jazz-Szene Münchens
Matthias Lindermayr ist eine Größe in der Jazz-Szene Münchens. Foto: IW

Er formt mit seinen Lippen und Atem Trompetentöne. Er formt Worte, Sprache, Laute und lässt die Töne schwingen im Resonanzkörper des Flügels, von dem Masako Ohta im Verständnis ihrer Klangfülle sagt, er sei ein Saiteninstrument. Sie lässt die Töne aus den Tasten unter ihren Händen perlen. Es fühlt sich magisch an, was sie machen. Die Musik darf sich verwandeln und sie verwandelt auch die Lauschenden im Raum. Sie folgen der Spur der Töne, die vor ihnen ausgelegt wird wie Malerei. Die Pinselstrich für Pinselstrich aus Klängen und Melodien entsteht – mal tastend und zögernd, mal intensiv und wild. Und immer still berauschend.

CD Cover MMMMh Masako Ohta Matthias Lindermayr
Das Cover von „MMMMh“ zeugt von Masako Ohtas japanischer Herkunft, die auch ihren Musikstil prägt. 

„MMMMh“ erscheint am 21. Oktober bei squamarecords auf Vinyl, als CD und digital und kann bereits vorbestellt werden auf den Webseiten von Matthias Lindermayr und Masako Ohta. Dort gibt es auch Klangproben zum Reinhören.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf