Vergelt's Gott, Odilo

„Vergelt’s Gott, Odilo“ und „Im königlichen Rampenlicht“

Insel im Licht. Foto: Hans-Günther Kaufmann

Ausstellung in Tegernsee

Gestern wurde in den Privatgemächern der Herzoglichen Familie im Schloss Tegernsee eine Ausstellung eröffnet, die mehrere Facetten hat. Zum einen ist es eine Hommage des Miesbacher Fotografen Hans-Günther Kaufmann an den verstorbenen Abt Odilo Lechner, zum anderen eine Fotoschau „Im königlichen Rampenlicht“.

Die Geschichte hinter der bemerkenswerten Ausstellung erzählt Hans-Günther Kaufmann im Interview. Es sei ja eher ungewöhnlich, dass eine Ausstellung im Privathaus der Herzoglichen Familie stattfinde. Er habe den Wunsch geäußert, Herzog Max in Bayern und seine Familie zu porträtieren, sagt der bekannte Fotograf. Dem sei entsprochen worden und so habe er Herzog Max auf Schloss Wildenwart besucht. Dabei habe sich dieser an ein Gespräch bei einer Halben Bier in Tegernsee mit Abt Odilo Lechner und ihm erinnert, wo es um den Brunnen des italienischen Bildhauers Giacomo Manzu und die benediktinischen Quellen ging.

Hans-Günther Kaufmann
Der Fotograf Hans-Günther Kaufmann. Foto: Hans-Günther Kaufmann

Dabei seien zwei Ideen entstanden. Zum einen, die aktuellen Porträts der Herzoglichen Familie mit historischen Fotos der Wittelsbacher zu vernetzen. Seine Königliche Hoheit Franz von Bayern habe der Idee zugestimmt und so habe er das Geheimarchiv der Wittelsbacher einsehen dürfen. „Das hat mich umgehauen“, sagt Hans-Günther Kaufmann, „Die Wittelsbacher haben von Anfang an die Fotografie benutzt.“ Er könne nun die alte Tradition des lückenlosen Archivs auffrischen.


Foto von Franz von Bayern und Max in Bayern im Tegernseer Schloss. Foto: Hans-Günther Kaufmann

In der Tegernseer Ausstellung sind nun alte und neue Porträts der Königlichen Familie nebeneinander zu sehen, auf einem Monitor laufen die historischen Fotografien. Dieser Teil der Ausstellung nennt sich „Im königlichen Rampenlicht“ und werde von Dr. Erwin Graf vom BR in einem Buch zusammengefasst.

Franz von und Max in bayern
Franz von Bayern und Max in Bayern. Foto: Hans-Günther Kaufmannn

Der zweite Teil der Ausstellung ist die Hommage an Abt Odilo Lechner, mit dem Titel „Vergelt’s Gott, Odilo“. „Wir waren 40 Jahre lang befreundet“, erzählt Hans-Günther Kaufmann, für den die Begegnung mit dem Benediktiner wesentliche Impulse brachten.

Lesetipp: „Drei Bilderwelten“ in der 7. Ausgabe der KulturBegegnungen

Er berichtet, dass er dem Abt schon vor 25 Jahren Fotografien zeigte und dieser habe gefragt, ob er ein Tonbandgerät dabei habe. „Wenn er ein Bild gesehen hat, dann hat er druckreif dazu gesprochen.“ Diese Bänder habe er nie verwendet, jetzt aber wieder hervorgeholt. „Ich habe eine Gänsehaut bekommen“, erklärt der Fotograf, die Worte könnten genau zu den neuen Fotografien gesprochen sein.

Vergelt's Gott, Odilo
Himmel in Bayern. Foto: Hans-Günther Kaufmann

„So sieht der Besucher meine Interpretationen, so wie Odilo die Welt gesehen hat.“ Früher habe der Abt Assoziationen zu seinen Fotos gefunden, jetzt aber sei es umgekehrt. „Ich habe seine Gedanken gehört und meine Bilder dazugestellt.“ Das Credo des Abtes „Die Weite des Herzens“ kann als durchlaufender Ton über Lautsprecher in der Ausstellung vernommen werden.

Genesis
Blick in die Ausstellung mit „Genesis“. Foto: Hans-Günther Kaufmann

Diese ist in einer besonderen Weise konzipiert. Da die Wände nicht bestückt werden konnten, kamen Hans-Günther Kaufmann und der Schreiner Josef Eham, den der Fotograf als kreativen Holzgestalter bezeichnet, auf die Idee der Himmelsleiter. Aus altem Holz baute Josef Eham Staffeleien, auf den die Bilder aufgestellt sind.

Weite Stille
Blick in die Ausstellung mit „Weite Stille“. Foto: Hans-Günther Kaufmann

Die Idee des Aufsteigens und Absteigens, der Transfer von Wissen und Gedanken, das Fließen von Sichtbarem und Unsichtbarem sehe er in der Himmelsleiter realisiert, sagt Hans-Günther Kaufmann. „Und es zeigt die Fragilität unserer Zeit.“

Vertrauen und Hoffnung

Die Fotografien von Hans-Günther Kaufmann offenbaren sein tiefes Vertrauen und Hoffnung. „Alles, was ich erblicke, kann ich nicht begreifen, ich kann nur staunend vor den Wundern der Wirklichkeit stehen“, sagt er. Er habe sich dafür entschieden, sich dem Leben anzuvertrauen, egal was es bringe.


Bruder Baum. Foto: Hans-Günther Kaufmann

Der übliche Maßstab von Leistung, Wohlstand, Geld sei zu kurz gesprungen. In erster Linie gehe es um Achtung vor der Schöpfung. Diese Haltung dokumentiert sich in den Fotografien, in denen immer wieder das Licht als Zeichen der Hoffnung dominiert und den Betrachtenden Raum gibt, sich selbst dieser Haltung von Vertrauen zu öffnen.

Lesetipp: Hans-Günther Kaufmann fragt: Wie wollen wir leben?

Nach der Präsentation in Tegernsee trennen sich die beiden Ausstellungen „Im königlichen Rampenlicht“ und „Vergelt’s Gott, Odilo“ und werden an unterschiedlichen Orten gezeigt werden. Während die Ausstellung der Wittelsbacher in München der Pinakothek der Moderne und der Galerie Ruetz gezeigt werden, wandert die Fotoausstellung „Vergelt’s Gott, Odilo“ in verschiedene Kirchen und Klöster. „Am Ende der Tournee werden die Exponate zugunsten des Obdachlosenheims Sankt Bonifaz versteigert“, kündigt Hans-Günther Kaufmann an.

Ab morgen ist die Ausstellung im Schloss Tegernsee täglich bis zum 6. Mai von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf