ensemble peripher - Lydia Starkulla und Guido Drell im Baseballstadion in "Zwei wie wir"

ensemble peripher: Ob sie wieder zueinander finden?

Lydia Starkulla und Guido Drell im Baseballstadion in „Zwei wie wir“. Foto: Petra Kurbjuhn

Theater in Holzkirchen

Im Mittelpunkt des Bühnenbildes im Foolstheater steht ein aufblasbarer riesengroßer Stoffballon. Er symbolisiert all die Verwicklungen, Verstrickungen, Verhedderungen des Paares, das sich 20 Jahre gab, aber nur drei durchhielt: Lydia Starkulla und Guido Drell vom ensemble peripher in schauspielerischer Höchstform.

Der Insider erkennt es sofort. Als sich Rudy und Norma nach drei Jahren und neun Monaten mehr oder weniger zufällig wieder in einem Lokal begegnen, bläht sich langsam aus dem weiß gedeckten Tisch ein Ballon. Das Wolkenraumschiff, das Christiane Ahlhelm vom Theater Kunstdünger seit 12 Jahren erfolgreich für Kinder aufführt und das sie nun als Regisseurin in den Dienst von „Zwei wie wir“ von Norm Forster stellt.

ensemble peripher in minimalistischer Kulisse

Eine geniale Idee, die Florian Nitzinger, der für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet, jeweils passend zum Kontext des Stückes umsetzt. Darin wird gebalgt, Achterbahn gefahren, miteinander geschlafen, auch ein Brautkleid erwächst und am Ende ist es die Habe, die man mitnimmt, wenn man sich trennt. Ganz minimalistisch der Rest: ein einziges Buch, das als Speisekarte, als Pflanze, als Drinks, Kaffeemaschine, usw. fungiert. Zudem ein paar Utensilien, die per Seil hereingefahren werden, dazu ein Tisch, zwei Stühle, fertig.

ensemble peripher - Auf der Achterbahn: Lydia Starkulla und Guido Drell.

Auf der Achterbahn: Lydia Starkulla und Guido Drell. Foto: Petra Kurbjuhn

Es geht um die ewig gleiche Geschichte: Ein Paar lernt sich kennen, verliebt sich ineinander, trotz einiger Probleme, zumeist mit Eltern, es wird geheiratet. Dann kommt ein richtiges Problem, woran die Partnerschaft zerbricht. Nach Jahren trifft man sich wieder und versucht zu ergründen, woran scheiterte, was so schön begann.

Anstreicher und Kulturmanagerin?

Norm Forster, erfolgreicher kanadischer Autor von Theaterstücken, hat die uralte Geschichte flott geschrieben, heiter, berührend und er hat genau hingeschaut. Da geht es darum, ob eine Beziehung funktionieren kann, wenn er Maler, also eigentlich nur Anstreicher, sie aber Managerin eines Kulturhauses ist, er sich für Baseball, sie sich für klassische Musik interessiert.
Beim ersten Date im Baseballstadion spielt das gar keine Rolle, sie macht einfach alles mit, auch manches falsch, aber sie finden es komisch. Später allerdings nicht mehr, als Normas Papa, der Sinfoniker, dem ungeliebten potentiellen Schwiegersohn einen Knödel an den Kopf wirft.

ensemble peripher - Aus dem Ballon erwächst das Brautkleid: Lydia Starkulla und Guido Drell.

Aus dem Ballon erwächst das Brautkleid: Lydia Starkulla und Guido Drell. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Aufführung lebt aber keineswegs nur von den schmissigen Dialogen des Stückes, sondern in erster Linie von der Inszenierung, die ganz deutlich Christiane Ahlhelms Handschrift zeigt. Tempo, Akrobatik, Witz, überraschende Momente vereinen sich zu einem turbulenten Geschehen. Und ebenso wichtig für das Gelingen der Aufführung sind die beiden Schauspieler, denen das Premierenpublikum, ebenso wie der Regisseurin und dem Bühnenbildner begeisterten Applaus spendeten.

Das ideale Paar

Lydia Starkulla ist einfach hinreißend als Norma, die gar nicht weiß, was sie will, die zuweilen sinnloses Zeug plappert, die selbstgerecht ist, die lügt, aber, weil sie etwas Gutes will, die schreit und tobt und ganz verzweifelt sich im Bett wälzt. Alle Gefühle eine Frau kann die Schauspielerin transportieren, verlegenes Lachen beim Kennenlernen, Zurückweichen und doch Wollen, dann Anpassen, sich von der besten Seite zeigen, später die pedantisch-penible selbstgerechte Zicke herauskehren und am Schicksalsschlag nahezu zerbrechen. Mimik, Gestik und Sprache zeigen ihr außerordentliches schauspielerisches Können.

Ihr Partner Guido Drell steht ihr in keiner Weise nach. Auch er kämpft, er liebt, er will diese Norma für sich gewinnen, er akzeptiert, dass sie anspruchsvoll ist, dass ihr Vater ihn nicht mag, aber dann macht er einen großen Fehler, als er sich von ihr ausgestoßen fühlt. All diese Emotionen sind authentisch bei diesem Rudy. Ein ideales Paar also. Ob sie wieder zueinander finden? Sehen Sie selbst!

Die nächsten Vorstellungen sind am Samstag, 10. Dezember, Montag, 26. Dezember, Freitag, 13. Januar und Samstag, 14. Januar, jeweils 20 Uhr im Foolstheater des KULTUR im Oberbräu in Holzkirchen.

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