Kunst und Kulturverein Rottach - Plakat zur Ausstellung von Katharina Bourjau

Heimat – was ist das?

Plakate, entworfen von Katherina Bourjau, weisen den Weg zur Ausstellung „Wo samma denn?“ – Foto: IW

Ausstellung und Konzert am Tegernsee

Sechs junge Kreative haben sich gedacht: „Wir müssen uns um die Heimat kümmern.“ Sie stammen aus dem Tegernseer Tal und leben jetzt im Land verstreut. Die Ausstellung „Wo samma denn?“ vereint sie und ihren Heimatgedanken.

Letztes Wochenende stand das Seeforum in Rottach-Egern ganz im Zeichen von Kunst und Kultur – und Heimat war das starke Thema, das von verschiedenen Seiten angepackt wurde. Initiator war der Kunst- und Kulturverein Rottach-Egern, der den Kunst- und Kulturschaffenden aus dem Tegernseer Tal eine Plattform gibt – und diesmal insbesondere auch der Jugend. Mit der Ausstellung „Wo samma denn?“ definierten sechs junge Kreative ihren Heimatbegriff neu. Sie zeigten etwa siebzig unterschiedliche Fotografien und Illustrationen. Die einstigen Schüler des Gymnasiums sind inzwischen teilweise in die Welt hinaus gezogen, sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht.

Die jungen Kreativen bei der Ausstellung im Seeforum: Felix Wolf, Muriel Breu, Lea schneider, Katharina Bourjau, Miriam Mayer, Vitus Rettermmeier (v.l.).
Die jungen Kreativen bei der Ausstellung im Seeforum: Felix Wolf, Muriel Breu, Lea Schneider, Katharina Bourjau, Miriam Mayer, Vitus Rettermeier (v.l.). Foto: IW

Bereits 2012 gab es eine Ausstellung mit Arbeiten von Schülern des Gymnasiums. Unter ihnen war beispielsweise Katharina Bourjau. Als sie mit ihrer Anfrage an Barbara Winkler herantrat, ob man mal wieder gemeinsam etwas machen könne, war aus der Theaterpädagogin am Gymnasium inzwischen auch die neue Vorstandsvorsitzende des Rottacher Kunst- und Kulturvereins geworden. Die Idee, dass sich die jungen Kreativen in einer gemeinsamen Ausstellung um die Heimat kümmern wollten, gefiel ihr.

Heimat jenseits von Klischees

Dabei sollte der Begriff Heimat, der oftmals mit Kitsch überstrapaziert ist, jedoch nicht nur die Vorzüge dieser wunderschönen Gegend preisen, sondern vielmehr eine Art kritischer Standortbestimmung sein. So zeigte „Wo samma denn?“ eine Verortung der jungen Künstler und Künstlerinnen in ihrem Heimatgefühl. Wo stehe ich heute? Was ist mein individuelles Empfinden für diesen Ort?

Breites Spektrum an Fotografien des jüngsten Nachwuchskünstlers Vitus Rettermeier
Breites Spektrum an Fotografien von Vitus Rettermeier. Foto: IW

Vitus Rettermeier, mit 17 Jahren der jüngste Nachwuchskünstler, der noch zum Gymnasium geht, setzt sich bereits seit einiger Zeit ernsthaft mit Fotografie auseinander. In seinen Arbeiten geht er ganz weit weg – versinkt im faszinierenden Sternenhimmel, der Milchstraße und bemerkenswerten Nachtaufnahmen überm Wallberg. Aber zugleich geht er auch ganz nah – in den Mikrokosmos von Fauna und Flora.

Heimat, Landschaft, Menschen

Die 23-jährige Miriam Mayer studiert inzwischen Fotodesign. Mal mit der Drohne, mal mit der Kameralinse vorm Auge fängt sie ihre Heimat facettenreich ein. In eindrucksvollen Luftaufnahmen mäandert die Isar zum Sylvensteinstausee hin. Sie zeigt Szenen vom Waldfest, Bergsilhouetten, die im Nebel verschwinden und Sonnenlicht, dass durch Baumwipfel fällt – ganz früh am Morgen oder spät abends.

Muriel Breu - und der Rottacher Zeitungsverkäufer
Ihn kennt jeder im Tal: Zeitungsverkäufer Kaivan Roshan – Foto von Muriel Breu. Foto: IW

Ganz anders Muriel Breu: Die 22-Jährige war schon mit ihren bemerkenswerten Porträts bei der gmundart und der Tegernseer Kunstausstellung vertreten und hat über die Malerei auch ihre Liebe zur Fotografie entdeckt. Was einst nur fotografische Vorstudien für ihre Ölbilder waren, sind längst zu einem eigenständigen Sujet geworden. Die Gmunderin fotografiert Menschen, die aussehen, als wären sie in New York verortet. Dabei hat sie sie mit Kamera und wachem Blick in Schaftlach am Bahnhof oder am Tegernsee auf der Straße eingefangen, wie den beliebten Zeitungsverkäufer, der nächtens im Tal von Lokal zu Lokal zieht.

Spektakuläre Großaufnahmen des Tals

Ebenfalls Fotografie, aber wiederum ganz anders, präsentierte Felix Wolf. Unter dem Künstlernamen „Felice Lupo“ widmet sich der 29-jährige Rottacher inzwischen hauptberuflich der Fotografie. Seine spektakulären Landschaftsaufnahmen rund um den Tegernsee zeichnen ein vielfältiges Bild seines Heimatblickes. Er zeigt in großformatigen Aufnahmen das große Ganze, das das Tal ausmacht.

Blick in die Ausstellung auf die farbenfrohen Illustrationen von Katharina Bourjau
Blick in die Ausstellung auf die farbenfrohen Illustrationen von Katharina Bourjau. Foto: IW

Die 29-jährige Katharina Bourjau wiederum hat sich bereits als Illustratorin einen Namen gemacht. Von ihr stammte auch das frische Plakat, dass zur Ausstellung lockte. Mit ihren Illustrationen zum Buch „Bayerische Sagen und Legenden aus dem Tegernseer Tal“ rückte sie erfolgreich in den Fokus der Öffentlichkeit. Ihre farbenfrohen, grafisch plakativen und flächigen Illustrationen zeugen von großer Hingabe zu den Motiven der heimischen Landschaft. Dabei entsteht etwas sehr Eigenständiges, geprägt von einer fröhlichen Unbeschwertheit.

Brüche in der heimatlichen Landschaft

Um Brüche im Heimatbild geht es Lea Schneider hingegen. Die 31-Jährige lebt jetzt in Berlin, woher ihre auch Mutter stammt. Das Hin- und Hergerissensein zwischen Berliner und Tegernseer Heimat setzt sie in ihren Bildern um, die ganz aus dem Rahmen zu fallen scheinen. Historische Tegernseer Landschaften, Barockschinken in fetter, goldener Umrahmung, entpuppen sich auf den zweiten Blick als motivische Wolpertinger. Durch die idyllische Landschaft fährt eine S-Bahn, joggt eine hippe Großstadtmama mit stylischem Kinderbuggy.

Lea Schneider alias "Lea zeichnet" und ihre Brüche in der idyllischen Landschaft
Lea Schneider alias „Lea zeichnet“ und ihre Brüche in der idyllischen Landschaft. Foto: IW

„Oimara“ und seine Tegernseer Gstanzl’n

Etwa 70 verschiedene Arbeiten zeigten einen mal liebevollen, mal kritisch-genauen, mal humorvollen Blick auf die Vielfalt dessen, was für die jungen Kunstschaffenden am Tegernsee für Heimat steht. Die Frische und Qualität der Schau war großartig und das Gesamtkonzept auch – am Abend nach der Vernissage sorgte der „Oimara“ Beni Hafner mit seinen Liedern, die auf wieder ganz andere Weise von der „Heimat“ handeln, für tolle Livemusik und spätabends ein DJ.

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Das war indes längst nicht alles. Das von Musiker Thomas Rebensburg organisierte Konzert „Was ihr wollt“ mit Jessica von Wehner, Simon Pfisterer, den Sunshine Gospels, Magdalena Liedschreiber und weiteren Musikern rund ums Tegernseer Tal wurde zu einem Wunschkonzert der besonderen Art am Samstagabend. Am Sonntag wurde bei einem Frühshoppen die Heimat gefeiert. Da war wieder einmal richtig was los in Rottach, lieber Kunst- und Kulturverein Rottach-Egern, weiter so!

Weitere Infos zu Veranstaltungen bei unserem Kulturpartner, dem Seeforum, finden Sie auf der Webseite vom Seeforum in Rottach-Egern

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